Der Rattenfänger lässt seine Ratten los

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zacki Avatar

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Das Cover von „Die Henkerstochter und der Fluch der Pest“ lässt bereits erahnen, dass der Hauptaugenmerk auf die Zeit der Pest liegt, selbst, wenn man den Titel nicht gelesen hat. Die Wahl der Frau, die die Pestmaske verzweifelt in ihren Armen hält und des Mannes, der ihr offenbar Mut machen will, ist sehr gut getroffen und passt zum Gesamteindruck der Buchreihe.

Sollte man die Buchreihe allerdings nicht kennen, ist dies kein Hindernis, um in die Welt einzusteigen: Die wichtigsten Charaktere werden bereits zu Beginn des Buches vorgestellt, wodurch der Leser sich einfinden oder diese auffrischen kann.

Der Schreibstil orientiert sich an eine etwas älteren Sprachgebrauch, der jüngeren Lesern vermutlich eher weniger liegt, aber wunderbar mit der Thematik und zeitlichen Rhamen der Geschehnisse harmoniert. Der Blickwinkel der Geschichte ändert sich mit jedem Kapitel, indem stets ein andere Charakter die Leitung der Erzählung übernimmt, wodurch man viele Einblicke erhält.

Bevor die Geschichte ihren Lauf nimmt, wird der Rattenfänger von Hameln erzählt, der noch keinen bleibenden Eindruck hinterlässt, kennt doch jeder diese Erzählung. Sobald man aber das nächste Kapitel, hier der Prolog, anfängt, erkennt man, dass diese Geschiche einen tieferen Zweck hat: Ein Mann, der uns als Cornelius van Leydon vorgestellt wird, befindet sich eingesperrt in einem Keller, festgebunden an einem Gestell. Was der Mann zunächst für etwas harmloses hält und wenig besorgt ist, versetzt es ihn in Angst, als er erkennt, das sein Kopf in einem Käfig feststeckt und sich um und auf ihn Ratten befinden. Eine weitere Person betritt diese Szene und öffnet den Käfig, so dass die Ratten ihren Weg zum Gesicht von van Leydon finden und ihn zerfleischen.
Diese Gräueltat bleibt jedoch unbemerkt von den Haupthelden der Geschichte. Magdalena befindet sich mit ihrem Mann in Gesellschaft der höheren Kreisen. Obgleich sich die Mutter dreier Kinder in ihrer Haut nicht wohlfühlt, kann sie mit den Personen und ihren derzeiten Wohnumgebung nichts anfangen, kann man doch davon sprechen, dass von einer sehr prägsamen schrecklichen Geschehen zu einer halbwegs heilen Welt gesprungen wird, um darauf von den Schwierigkeiten ihres Bruders zu berichten. Es existiert somit ein hin und her, das dem Leser nicht verwirrt, aber mit seinen Gefühlen Achterbahn spielt.

Gerne möchte ich auf diese Achterbahnfahrt des kommenden Grauens aufsteigen und den Horror, sowie die Verzweiflung erfahren, die das Buch verspricht.