Familie siegt über alle Gefahren

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
gaensebluemche Avatar

Von

"Die Henkerstochter und der Fluch der Pest" ist nicht der erste und sicherlich nicht der letzte Roman von Oliver Pötzsch; gut so!
Der Autor nimmt die Leser in eine Welt mit, die im Wandel ist: von Althergebrachtem zur Moderne, vom Aberglauben zu Wissenschaft und Aufklärung. In dieses Milieu setzt der Autor eine Familie, die für sich erkannt hat, dass das menschliche Wesen, und insbesondere die Frau, so viel mehr kann, als nur vom Leben zum Sterben zu gelangen und nebenbei ein paar Kinder zu gebären. Die Protagonistin ist schlau und gewitzt, fürsorglich und tapfer. Sie weiß, dass ihre Familie das Wichtigste auf der Welt ist und dass sie alles dafür tun würde, um Schaden von ihr abzuwenden. Gleichzeitig kämpft sie jedoch vehement gegen Geschlechterungleichbehandlung und Klassenmoral an, die sie weder verstehen will noch als naturgegeben ansieht. So behandelt die Geschichte auch brandaktuelle Themen wie Krankheit, Tod, Hysterie angesichts einer unüberschaubaren und gefährlichen Situation und den menschlichen Drang nach Schuldzuweisung. Auch ohne das umfangreiche Nachwort des Autors findet der Leser zahlreiche Parallelen zu den aktuellen Entwicklungen. Dabei ist die Geschichte weder sensationslüstern erzählt noch kommt sie platt daher wie manche historische Romane. Im Gegenteil: Der Autor schafft es, sehr authentisch und nachvollziehbar zu erzählen und den Leser tief in die historischen Zusammenhänge eintauchen zu lassen.

Fazit: Die Geschichte wiederholt sich, im Guten wie im Schlechten. Seid gewappnet!