Spannende und gut recherchierte Unterhaltung

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thirteentwoseven Avatar

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Bisher habe ich noch nichts von Oliver Pötzsch gelesen. "Die Henkerstochter und der Fluch der Pest" ist mein erstes Buch. Obwohl es bereits der 8. Band der Henkersserie ist, konnte ich mühelos einsteigen und war sofort mittendrin.

Der historische Hintergrund ist sehr gut recherchiert, der Krimiplot sehr spannend, zuweilen sogar thrillerhaft und die verschiedenen Handlungsläufe, dargestellt an den Schicksalen der verschiedenen Mitglieder der Henkersfamilie Kuisl, laufen am Ende zu einem großen Finale zusammen. Allein die 3 Stichworte Ratte, Pest und Experiment lassen erahnen, welches Grauen die Familie Kuisl und den Leser erwartet.

Zusammenhalt und Würze des Romans ist die Familie Kuisl mit ihren sehr unterschiedlichen, auf ihre Weise aber doch immer irgendwie sympathischen Mitgliedern. Dort gibt es die "einfache" Henkerslinie, die nicht hochintelligent, aber bauernschlau und ursprünglich ist und den angeheirateten ,wissenschaftlichen Zweig. Die Brüder Paul und Peter verkörpern diese Gegensätze. Der eine eher grobschlächtig, zum Teil brutal und noch ohne
Platz im Leben (Paul), der andere intelligent und gelehrt mit Beziehungen bis in die höchsten Kreise der bayrischen Politik, zart (Peter). Beide stehen ihren Mann in extremen Situationen und wachsen dabei dem Leser ans Herz. Auch die Frauen spielen eine gleichberechtigte Rolle.

Erschütternd auch die Einblicke in das damalige Leben mit all seinem Schmutz, Dreck und der offenen Brutalität. Henker, Rattenfänger und Schlachter gehörten nicht zur eigentlichen Gesellschaft. Sie lebten als eine Art Paria am Rande von ihr. Doch auch sie sind natürlich Menschen. Wie unmenschlich ihr Schicksal manchmal war, zeigt sich, als Georg Kuisl seine eigenen Freunde öffentlich auspeitschen und quälen muss. Welch schrecklicher Zwiespalt zwischen Pflicht und Gefühl, darüber das Ausgeschlossensein und die Einsamkeit,die der Beruf/Stand des Henkers mit sich bringt.

Das Thema Krankheit und die Forschung darüber ist aktueller denn je. Die Guten forschen, um die Krankheit zu besiegen. Die Schlechten, um sich die Krankheit zu Nutze zu machen und sie als Waffe einzusetzen. Das war früher schon so und wird sich auch wohl nie ändern.

Fazit: Alles in allem bietet der Roman sehr gute Unterhaltung, zum Teil thrillerhafte Spannung und ganz viel gut recherchierten, historischen Hintergrund. Für alle Krimifans und Liebhaber historischer Unterhaltungsromane von meiner Seite eine klare Empfehlung.