Blick in eine fremde Welt

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emma winter Avatar

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Ich habe noch kein Buch gelesen, das Indien als Hauptschauplatz hat. Daher ist es für mich wie ein Blick in eine andere Welt.
Die kleine Leseprobe wirkt durch die indischen Namen und Begriffe schon recht exotisch. Die im Mittelpunkt stehende Hennakunst verstärkt den Eindruck noch.

Die Autorin hat mit dem Prolog einen Konflikt angedeutet, das unbestimmte Schicksal eines Waisenkindes, das keine Familie, Unterstützung und Geld hat. Und doch gibt es da diese Schwester, die nicht mehr bei ihrem Mann lebt und über die viele Gerüchte im Umlauf sind.
Dass die Geschichte dann aus der Ich-Perspektive von Lakshmi geschildert wird, bringt einem die Protagonistin sofort näher. Dadurch, dass offenbar das Geld, das Lakshmi jahrelang an die Eltern geschickt hat, nicht dort angekommen ist, deutet die Autorin eine Intrige an.
Es ist also bereits reichlich Spannung angelegt. Zum einen, wie es Lakshmi in ihr jetziges Leben geschafft und was ihr zuvor passiert ist (Andeutungen gibt es auch hier) und zum anderen, was gleichzeitig mit ihrer Familie geschehen ist.
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Die Autorin schafft Atmosphäre, indem sie gekonnt die Geschäftigkeit in den Straßen mit Gerüchen und anderen Sinneseindrücken unterstreicht. Aber auch die ruhige Abgeschiedenheit in dem wohlhabenden Haushalt mit der Macht über die Dienerschaft wird treffend beschrieben. Die Kolonialmacht Britanniens wird erwähnt und wie stark sie auf das Leben der Bevölkerung eingewirkt hat (Signalwort: Cricket).

Die Leseprobe macht wegen der vielen Andeutungen, der interessanten Hauptfigur und des exotischen Settings sehr neugierig auf den Fortgang der Geschichte um Lakshmi. Ich würde das Buch - übrigens ein Reese Witherspoon book pick - sehr gerne zu Ende lesen.
Leider ist das Cover der deutschen Ausgabe nicht so ansprechend, wie das leuchtend rote der englischsprachigen Ausgabe.