dies diem docet

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Der Roman umfaßt die Jahre 1018 - 1038. Er schildert uns den Lebensweg der wohl bekanntesten Stifterfigur des Naumburger Doms, der Uta von Ballenstedt - vom 12jährigen unbeschwerten Mädchen bis zur über 30jährigen Bauherrin - wie er gewesen sein könnte. Denn diese Zeit verbirgt sich uns eigentlich im Dunkel und es ist das Verdienst der Autorinnen aus den wenigen historischen Quellen und Chroniken mit historisch belegten Personen und einer ganzen Reihe Fantasiegestalten einen in sich schlüssigen, abgerundeten und spannenden historischen Roman geschaffen zu haben.

Zu Beginn des Romans ist Uta 12 Jahre und lebt bei ihrer Familie auf der Burg Ballenstedt. Sie ist ein aufgewecktes, sehr wißbegieriges Mädchen - Eigenschaften, die von der Mutter Hidda von der Lausitz, sehr gefördert, vom Vater Adalbert und älterem Bruder Esiko mißachtet und unterdrückt werden. Beide wünschen sich Frauen unterwürfig, am liebsten sollen sie sie auf den Knien anbeten. Als nach einem ärgerlichen Mißverständnis der Vater so in Wut über Uta gerät, dass er sie verstößt, rettet die Mutter sie, indem sie sie heimlich in das Kloster und Stift Gernrode schaffen läßt. Aus Wut darüber prügelt Adalbert seine Frau fast zu Tode, und kurze Zeit darauf stirbt sie tatsächlich ohne nochmals zu Kräften gekommen zu sein. Als Uta dies von ihrer ehemaligen Kammerzofe und Freundin Erna erfährt, regt sich ihr Gerechtigkeitssinn und sie will alles daran setzen, den Mord an der geliebten Mutter zu sühnen. Dieser Vorsatz bestimmt fortan ihr Leben, auch gerade deswegen, weil es zur damaligen Zeit für eine Frau nahezu unmöglich ist, vor einem Gericht Gerechtigkeit zu erlangen.
Im Kloster Gernrode hat Uta mit der gutherzigen und klugen Äbtissin Hathui und der heilkundigen Schwester Alwina sehr gute Lehrerinnen. Sie entwickelt sich zu einer sehr interessierten und guten Schreiberin, wird deshalb bald von Äbtissin Adelheid in das Stift Quedlinburg geholt, dort wird die Herzogin Gisela von Schwaben auf sie aufmerksam und nimmt sie als ihre Hofdame auf.
Immer nutzt Uta die Möglichkeiten, die vorhandenen Schriften zu studieren und sich in den Bibliotheken weiterzubilden, sie ist sehr an den heilkundlichen Schriften interessiert, ihr besonderes Interesse gilt jedoch den Gesetzestexten und den Schilderungen gerichtlicher Verfahren. Unterstützt wird sie in ihrem Vorhaben auch immer von Gisela, deren Gemahl Konrad zum Kaiser gekrönt wird. Vom Kaiserpaar wird die Hofdame Uta von Ballenstedt mit Graf Ekkehard von Naumburg verheiratet. die Ehegatten lieben sich nicht, respektieren sich aber. Ekkehard ist vor allem enttäuscht, dass Uta ihm keinen Erben gebiert. Aber Uta ist eine kluge und umsichtige Burgherrin, die den Haushalt ausgezeichnet führt.
Ekkehards Bruder, Markgraf Hermann von Meißen arbeitet schon lange an Plänen, auf dem Naumburger Burgberg eine Kathedrale zu errichten. Er kann das Kaiserpaar für seine Pläne begeistern und erhält schon bald den Auftrag zur Errichtung der Kathedrale. Sie soll das heilige Symbol für die Kämpfer in den Heeren des Kaisers werden, dort sollen diese neuen Mut schöpfen.
Uta interessiert sich zunehmend für den Bau und findet darin schließlich ihre Lebensaufgabe. Aufgrund ihre Schreibfertigkeiten holt sie zuerst Handwerker und Arbeiter nach Naumburg, und gibt Materialbestellungen auf. Aber mit Hilfe von Hermann und dem Baumeister Tassilo lernt sie, Bauzeichnungen zu lesen und bald auch, selbst zu zeichnen, ebenso obliegt ihr die Materialplanung.
Diese, für eine Frau jener Zeit ungewöhnlich, ja "sündhafte" Tätigkeit , fordert natürlich den Widerspruch und sogar den Hass vieler Gegner heraus. So gibt es jede Menge Intrigen, ernste Probleme und Rückschläge, bis die Kathedrale dann nach tatsächlich nur 10 Jahren Bauzeit geweiht werden kann.
Und es erfüllt sich auch noch Utas größtes Sehnen, ihrer Mutter wird Gerechtigkeit zuteil.

Mit dem Roman im Hinterkopf wird man beim nächsten Besuch des Naumburger Doms die Stifterfiguren mit ganz anderen Augen betrachten. Der "Meister von Naumburg" hat sie so lebendig und so gefühlvoll gestaltet, dass sie den Vorstellungen entsprechen, die man sich beim Lesen der "Herrin der Kathedrale" von ihnen gemacht hat.