Boys' Life

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lisaliestgern Avatar

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Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, obwohl ich mit manchem darin nicht sehr viel anfangen kann. Begriffe wie „Respekt“, „Heldentum“, „Ehre“, „Stolz“ sind mir suspekt. Ich glaube, wir in Deutschland haben ein anderes Verhältnis dazu als die US-Amerikaner. Auch damit, dass ein Kriegsveteran ein Held und achtenswert ist, bin ich nicht einverstanden. Aber trotzdem hat mich dieses Buch sehr gefesselt.
Es erzählt von drei Sommern in einem Pfadfinderlager in den 60er, 90er Jahren und 2019. Warum 2019 und nicht 2018, als das Buch erscheint?
In diesen fünfzig Jahren ändert sich vieles im Sommerlager: Handys halten Einzug. Die Moral wird lascher, z.B. sind Pornos in den späteren Jahren wahrscheinlich nicht mehr ganz so verpönt. Nun können auch Mütter, nicht mehr nur die Väter, ihre jugendlichen Pfadfindersöhne begleiten. Verdienstabzeichen sind nicht mehr wichtig, und einen Trompeter für den Appell braucht es auch nicht mehr. Trotzdem bleiben die Pfadfindertugenden die gleichen.
Interessant fand ich, wie es den Hauptpersonen des Romans ergeht: Nelson, Jonathan und dessen Sohn Trevor, Schwiegertochter Rachel und Enkel Thomas. Nelson geht mir allerdings mit seiner Rechtschaffenheit ein wenig auf die Nerven.
Wahrscheinlich gefiel mir der Roman aber deshalb so gut, weil er sehr schön und genau geschrieben ist. Ich meinte, mitten drin im Pfadfinderlager zu sein mit den Mückenschwärmen und dem Holzfeuergeruch und fühlte mit dem Jungen Nelson mit, der von den anderen schikaniert wird, sah die weißen Rehe vor meinem inneren Auge und konnte nachvollziehen, wie Jonathan versucht, zu den „coolen“ Jungs zu gehören, was ihn in Konflikt bringt mit seiner Sympathie für Nelson.