Das Herz der Männer

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mrsamy Avatar

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Pfadfinderlager. Jedes Jahr das Ereignis schlechthin im Amerika der 60er Jahre. Der dreizehnjährige Nelson ist einer der vielen Jungs, die gemeinsam mit ihren Vätern an dem Camp teilnehmen. Doch so erfolgreich, wie Nelson im Erringen von Pfadfinderabzeichen auf der einen Seite ist, so einsam ist er auf der anderen. Er sehnt sich nach der Anerkennung seines Vaters, doch der ist in seinem eigenem Hamsterrad gefangen, und greift eher zum Gürtel, als das er Nelson eine Umarmung zukommen lässt. So leidet der intelligente Junge, bleibt allein und nur der ältere Jonathan ist freundlich zu ihm und so etwas wie ein Freund. Die Geschehnisse finden ihren vorläufigen Höhepunkt, als sich zwei Pfadfindergruppen ein Match um die Fahne liefern. Die Verlierermannschaft muss nicht nur einige Dollars bezahlen, sondern auch einen ihrer Mitglieder in die Latrine schicken …

„Die Herzen der Männer“ ist der neue große Roman von Nickolas Butler. Das Buch ist in drei Teile gegliedert und führt zum einen ins Pfadfinderlager im Jahr 1962, zum anderen in den Sommer 1996 in einen Supper Club (kurz vor einem Lager) und schließlich noch in den Sommer 2019 wiederum in ein Pfadfinderlager. Das oben beschriebene Latrinenereignis ist symptomatisch für Nelsons weiteren Lebensweg. Es verändert ihn, verändert ihn auch in den Augen der anderen. Er wird seinen Weg gehen, auch wenn dieser nicht selten schmerzhaft ist und ihn in den Krieg nach Vietnam führt. Nelson ist der Beginn des Romans und der rote Faden, der sich durch die Seiten zieht, dem im zweiten Teil rückt Jonathan in den Vordergrund. Beruflich erfolgreich und doch satt von seinem Leben. In der Ehe schon lange nicht mehr glücklich und ein freier Mann, der wenig Rücksicht auf andere nimmt. Aber dann ist da noch sein fast volljähriger Sohn, der an die Liebe und die Moral im Leben glaubt und auch für seine Ideale zu kämpfen bereit ist. Es sind verschiedene Männerarten, die dem Leser auf den Seiten dieses Buches begegnen. Der Krieg und die Liebe scheinen ihre großen Themen zu sein. Der Krieg ist es, der den Mann formt und verändert, die Liebe, für was es sich zu leben lohnt. Es ist eine archaische Welt, die sich unter dem Deckmantel der Kultiviertheit verbirgt und in der auch heute noch, nur der Stärkste wirklich bestehen kann. Butlers Schreibstil passt sehr gut zu seinem Roman. Nicht zu ausschweifend, prägnant und doch mit Gefühl. Zum Teil auch brutal. Mir (als Frau) hat „Die Herzen der Männer“ sehr gut gefallen. Ich konnte mich auf die Geschichte einlassen und in ihr untertauchen und hatte letztlich das Gefühl – zwar nicht die Männer zu verstehen, aber doch einen Blick hinter ihre Fassade werfen zu können.