Ich will nicht glauben, dass es so in den Herzen der Männer aussieht

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suse9 Avatar

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Wer will nicht einmal einen Blick in die Herzen der Männer werfen? Der Roman von Nickolas Butler verspricht, uns diesen zu ermöglichen. Über Generationen hinweg dürfen wir einige von Ihnen kennenlernen. Ihre Ängste, Nöte, Schwächen aber auch Stärken sollen zur Sprache kommen. Welch interessanter Ansatz!

Nelson ist 13 Jahre als er erleben muss, wie man sich auf der eigenen Geburtstagsfeier fühlt, zu der niemand kommt. Die Liebe seiner Mutter ist ihm sicher, aber zu trösten vermag sie ihn in dem Moment nicht. Und sein Vater? Nun, dieser hat seine ganz eigene Art, mit der Verzweiflung seines Sohnes umzugehen. Wie soll der Junge stark werden, wenn er Schwäche, ja Gefühle zeigt? Also untermauert er seine Argumentation, dass man sich niemals auf Freunde verlassen könne, die man nicht im Krieg gewonnen hat, mit seinem Gürtel. Zum Glück ist da Jonathan, der gerade in dem Augenblick auftaucht, in dem er am meisten gebraucht wird.

Jungs werden zu Männern und zu Vätern, die dann alles besser machen können als die eigenen, es jedoch nicht tun.

Am besten hat mir der erste Abschnitt des Buches gefallen, in dem Nelson im Mittelpunkt stand. Die Handlung spielt im Pfadfinderlager. Nelson ist ehrgeizig und intelligent. Dadurch wirkt er oft ein bisschen steif und unsicher, wenn es darum geht, sich den anderen Jungs anzuschließen. So ist es nicht erstaunlich, dass er böse gemobbt wird. Als Außenseiter hat er es nicht leicht und nicht nur einmal will man schützend die Hand über ihn halten.

Die Handlung folgt noch anderen Personen, so dass man ein weitgefächertes Bild der Männer erhalten könnte, mit den verschiedensten Charakteren. Leider agierten alle mehr oder weniger für mich unverständlich. Es ist mir schon klar, dass ich als Frau keinen umfassenden Einblick in die Gefühlswelt der Männer erhalten werde. Aber wenn die Männer so sind, wie von Butler dargestellt, dann will ich das auch gar nicht. Zu meinem Glück gibt es in meinen Bekanntenkreis keinen der im Roman gezeichneten Charaktere. Ich wäre sonst desillusioniert.

Froh war ich, dass ich diesen Roman in einer Leserunde entdecken konnte. Denn eins kann man von ihm mit Sicherheit sagen: Er hat großes Diskussionspotential. Butler lockt den Leser aus der Reserve, fordert ihn zur Meinungsäußerung auf. Das gefiel mir sehr gut und ich hatte eine interessante Zeit mit dem Buch. Trotzdem erhält es von mir keine Leseempfehlung. Nicht immer müssen die Protagonisten eines Romans sympathisch sein, aber dann sollte er doch mit seinem Schreibstil überzeugen können. Leider nahm Nickolas Butler mich mit seiner Art zu Schreiben nicht für sich ein. Die vielen Vergleiche hinkten oft, kamen zu gewollt bei mir an, so dass ich manchmal regelrecht beim Lesen ins Stocken kam, die Stelle noch einmal lesen musste, um mich zu vergewissern, dass er das jetzt wirklich so geschrieben hatte. Leider konnte Butler auch auf Klischees nicht verzichten.

Auch wenn mich das Buch enttäuscht und meine Erwartungen nicht erfüllt hat, gebe ich 2 Sterne, da es zum Diskutieren und Nachdenken anregt.