Toller Anfang, maues Ende

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hangmansjoke Avatar

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Rezension Nickolas Butler - Die Herzen der Männer

Klappentext:
In den Augen seines Vaters ist Nelson eine Enttäuschung. Wer will schon ein Kind, das weder Freunde noch Selbstbewusstsein besitzt? Je intensiver der verunsicherte Junge sich nach Zuwendung sehnt, desto stärker sondert sich der Vater ab, bis er irgendwann ganz aus dem Leben seines Sohnes verschwindet. Doch in einem Punkt hat er sich getäuscht. Nelson ist nicht allein. Jonathan, sein bester Freund aus dem Pfadfinderlager, ist das genaue Gegenteil von Nelson: bei allen beliebt, pragmatisch und mit einer unverwüstlichen Leichtigkeit ausgestattet. Was aber treibt jemanden wie Jonathan dazu, sich mit einem Außenseiter anzufreunden? Und stand Jonathan wirklich immer so rückhaltlos zu ihm? Das Leben im rauhen Wisconsin verlangt Nelson, Jonathan und dessen Familie Prüfungen ab, die Freundschaft und Loyalität auf eine harte Probe stellen.

Meinung:
Wiscouns, 1962: Hier treffen wir auf den 13-jährigen Nelson Doughty, der in einem Pfadfinder-Lager eine sehr einsame Woche verbringt. Nelson ist ein Außenseiter, die anderen Kinder schneiden ihn, sein Vater ist schwierig und unnahbar und Nelson ist ratlos, wie er sein Los ändern kann. Einzig der etwas ältere Jonathan Quick scheint sich seiner ein wenig anzunehmen und ihn nicht ganz auszugrenzen. Doch sind Jonathans Motive wirklich so selbstlos, wie sie auf den ersten Blick scheinen? Die Ereignisse dieser Woche prägen Nelson und Jonathan nachhaltig und wirken sich auf deren jeweiligen Lebensweg einschneidend aus.
Nickolas Butler kann erzählen. Innerhalb von wenigen Seiten hat er mich mit seiner Geschichte eingefangen, die Übersetzung aus der Feder von ... schafft es richtig gut, die Atmosphäre des Romans einzufangen. Man ahnt, dass das Leben es nicht immer gut mit Nelson meinen wird, und diese Schwingung zieht sich durch das ganze Buch, weshalb ich beim Lesen bereitwillig an der Geschichte dran blieb.
Allerdings entwickelte sich der Roman in manche Richtungen, die ich hier so nicht erwartet haben und meinen persönlichen Geschmack vor allem zum Ende hin nicht mehr immer trafen. Die Figur des Nelson wuchs mir auf den ersten Seiten richtig ans Herz. Im zweiten Teil aber wechselt die Perspektive und man lernt andere Personen kennen. Zwar ist Nelson dort immer noch ein wichtiger Part der Geschichte, seine Rolle aber fühlte sich distanzierter an und ich war ein wenig enttäuscht, dass sein Lebensweg doch eher kurz abgehandelt wurde. Nichtsdestrotrotz aber mochte ich die Atmosphäre des Buchs weiterhin bis zum Ende, auch wenn gerade in den letzten beiden Teilen die Story für mich zu sehr ins "amerikanische" abdriftete, um mich das Buch mit einem rundum zufriedenen Gefühl beenden zu lassen.

Fazit:
Die Herzen der Männer hat mich erzählerisch sehr gefesselt, leider schwächelt die Geschichte ab der Hälfte und driftete mir zu sehr in den amerikanischen Pathos ab. Zwar schimmert natürlich auch an einigen Stellen Kritik an eben diesem durch, doch leider gingen hier meine Vorstellungen in Bezug auf den Anfang des Buches und dem tatsächlichen Verlauf verschiedene Wege.

Von mir gibt es 3,5 von 5 Punkten.

Vielen Dank an Klett Cotta für das Rezensionsexemplar.