Ein Leben im Dreißigjährigen Krieg

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mythenmetzfan Avatar

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Helga Glaesener erzählt in ihrem historischen Roman „Die Hexe und der Leichendieb“ die  spannende, romantische, aber auch grausame und deprimierende Geschichte der jungen Sophie. Sie spielt zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und ist auch sehr stark von diesem geprägt. Sophie ist zu Beginn des Buches erst seit kurzem mit dem Herrscher der Wildenburg, Marsilius, verheiratet. Die Geschäfte auf der Burg gehen ihren Gang, doch Sophie merkt, dass sie nicht die Aufmerksamkeit und den Respekt bekommt, die ihr als Burgherrin zustünden. Und das liegt nur an einer Frau: An Edith. Die Hexe, und das ist sie wirklich, hat den Burgherrn in ihrem eisernen Griff, oder eher zwischen ihren Schenkeln, und damit voll unter Kontrolle. Sie spinnt ihre Fäden und alles folgt ihrem Befehl. Sophie hat nur eine Chance, die Macht über ihren Mann und damit über die ganze Burg zu gewinnen: Sie muss ihm einen Sohn gebären. Doch da ist auch noch der zweite Erzählstrang, der des Marx von Mengersen, eines Verbrechers und Leichendiebs, eines ehemaligen Söldners Wallensteins, der nun mit seiner Bande raubend durch die Gegend zieht. Er ist der Todfeind von Sophies Ehemann, doch ausgerechnet in ihn verliebt sich die junge Burgherrin, obwohl sie das natürlich zu Anfang noch nicht wahrhaben will. Als Sophie dann kurz vor der Niederkunft ist, überschlagen sich die Ereignisse: Edith will um jeden Preis die Geburt verhindern und lockt Sophie in den Hexenturm, um sie zu foltern und umzubringen. Doch Sophie entkommt und wird zufällig von dem Gutsverwalter Julius gerettet, der ihr hilft ihr Kind zur Welt zu bringen. Es ist ein Mädchen. Das ist in diesem Augenblick noch nicht wichtig, nur dass es lebt, aber später wird das, vor allem für Marsilius, noch sehr wichtig sein. Julius, der auch noch zufällig der Lehrer des Jungen war, den Marx von Mengersen umgebracht haben soll, nimmt Sophie bei sich auf und verliebt sich in sie, was er ihr aber natürlich nicht gestehen kann, weil sie ja verheiratet ist. Er hilft Sophie, schweren Herzens, den Weg zu Marx zu finden, nachdem ihr Ehemann ihre kleine Tochter geraubt hat. Sie will Marx überreden ihr ihre Tochter zurückzuholen, wenn sie ihm im Gegenzug Zugang zur Burg verschafft.

Ich möchte hier nicht den ganzen Verlauf der Geschichte verraten. So viel soll genügen: Es ist alles sehr spannend, sehr brutal und sehr verworren, wie es für den Krieg typisch ist.

 

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen, obwohl ich sonst eher selten historische Romane lese. Nur Sophies Einstellung gegenüber der Welt zu Beginn des Romans ist etwas nervig. Sie ist das, was man in Bayern als „Hascherl“ bezeichnen würde: Jemand der schwach ist und unzufrieden mit allem, aber immer nur jammert und sich selbst bemitleidet, statt wirklich etwas zu unternehmen. Doch man kann verfolgen, wie sie im Laufe des Romans immer mehr zur ganzen Frau heranwächst und immer stärker wird. So ist dieses eine Manko auch erträglich. Die heftige Grausamkeit und das Chaos der Handlung sind wohl der Zeit des Dreißigjährigen Krieges geschuldet.