Getrübte Alpenidylle

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anni1609 Avatar

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  **Getrübte Alpenidylle**

 

Inhalt:

Im idyllischen Berchtesgaden kommt es zu zwei kuriosen Todesfällen. Zunächst geht der Leiter der dortigen Polizeistation, Dr. Klaus Fischer, von Unglücksfällen aus. Sein „Untergebener“, Dorfpolizist Franz Holzhammer, hat von Beginn an ein ungutes Gefühl. In Gespräch mit der Ärztin aus der Rehabilitationsklinik, Frau Dr. Müller-Halberstadt, und aufgrund weiterer Ermittlungen, kommen ihm immer mehr Zweifel an den angeblich natürlichen Todesursachen der beiden Opfer. Durch weitere Recherchen und überraschenden weiteren Todesfällen kommt Franz Holzhammer der Wahrheit auf die Spur.

Beurteilung:

Der Alpen-Krimi von Fredrika Gers stellt eher eine fiktive Geschichte dar. Es werden dabei auch die Schattenseiten des Tourismus aufgezeigt, die allerdings bereits im Roman relativiert werden zugunsten der positiven Gesichtspunkte. Außerdem schreibt die Autorin über Abgründe, die sich hinter einer relativ harmlosen Fassade eines Mitmenschen auftun können. Dieser Gesichtspunkt ist schon eher aus dem „wahren Leben“ herausgegriffen. Viele Verbrecher werden häufig als nette Nachbarn oder unauffällige, flüchtige Bekannte angesehen. Nach dem Aufdecken einer Tat wollen Viele es immer noch nicht wahrhaben, dass hinter der Fassade des netten Nachbarn ein Verbrecher steckte. Diesen Aspekt hat sich die Autorin als Hintergrund für die Handlung ihres Romans genommen.

Die Handlung beginnt mit dem Absturz eines Gleitschirmfliegers. Keiner der ihn kannte, konnte sich vorstellen, dass menschliches Versagen die Todesursache sein könnte. Allerdings geht der Leiter der Polizeistation, Dr. Klaus Fischer, lange Zeit von einem Unfall aus. Der eher gemütlich dargestellte Dorfpolizist, der ein Näschen hat für Verbrechen, ist von Beginn an nicht von einem Unfall ausgegangen. Gleichzeitig zum Tod des Gleitschirmfliegers stellt die Autorin die Ärztin Frau Dr. Christine Müller-Halberstadt vor, die in der Rehabilitationsklinik in Schönau am Königssee tätig ist. Sie ist dort Leiterin der Psychosomatik. In dem Moment des Unfalles hat sie vom Fremdgehen ihres Ehemannes erfahren. Diese Information stellt ihr Leben sofort auf den Kopf. Anschließend wird dem Leser Matthias vorgestellt, der ein alteingesessener Bürger ist. Dem Leser ist nicht sofort klar, wie sich die drei verschiedenen Handlungsstränge im Laufe der Handlung zusammen finden. Die gleichzeitige Darstellung der verschiedenen Handlungen fördert beim Leser die Spannung. Nach dem ersten Unfall kommt es zu einem zweiten Todesfall. Dieses Mal handelt es sich um eine Patientin von Christine. Diese glaubt an keinen natürlichen Tod und ermittelt gemeinsam mit Franz Holzhammer, gelegentlich auch im nicht ganz legalen Rahmen. Neben dieser Ermittlungstätigkeit entwickelt sich zwischen Christine und Matthias etwas Beziehungsähnliches. Darüber hinaus wird aber auch einer unbekannten Person Platz gegeben sich zu äußern. Zunächst kann der Leser nicht viel damit anfangen, die Äußerungen werden aber im Laufe der Handlung immer klarer. Von Beginn an ist klar, diese Person hat etwas mit den Unglücksfällen zu tun. Die Erzählungen der unbekannten Person werden durch kursive Schriftform vom Rest der Handlung abgehoben.

Fredrika Gers hat für ihren Roman die Erzählperspektive aus der 3. Person gewählt. Durch Wechsel der verschiedenen Erzählpersonen, auch innerhalb eines Kapitels, kann sie verschiedene Sichtweisen leicht darstellen. Für den Leser wird es durch die Wechsel spannender, da er sich stets fragt, wie es bei den verschiedenen Personen wohl weiter gehen wird. Der Aufbau des Romans ist überwiegend chronologisch. Die Autorin verwendet Rückblicke und Erzählungen aus der Vergangenheit nur, sofern diese für den Leser für ein besseres Verständnis notwendig sind.

Der Roman endet mit der Lösung des Falles und lässt den Leser nicht mit offenen Fragen zurück. Das Ende ist bereits seit ca. Hälfte des Buches vorhersehbar, die Autorin arbeitet darauf aber auch systematisch hin. Kurz vor Ende des Buches baut Fredrika Gers noch ein überraschende Wende bzw. eine schockierende Tat ein.

Die Charaktere der Handlung sind von der Autorin gut gewählt. Es ist eine gute Mischung aus Einheimischen, die sehr stolz auf ihren Ort und ihre Landschaft sind und stark verwurzelt in der Gemeinde sind, und Zuagroastn`, die es zunächst schwer haben sich zu integrieren. Der Dorfpolizist Franz Holzhammer ist ein Einheimischer wie er im Buche steht. Er löst seine Fälle vor allem mit Hilfe der Anwohner, die fast alle mit ihm in irgendeiner Weise verwandt sind. Sein Vorgesetzter, Dr. Klaus Fischer, wurde aus München strafversetzt. Entsprechend schwer fällt ihm die Integration in dem kleinen Ort. Er ist stark auf die Hilfe von Holzhammer angewiesen und weiß diese zu nutzen. Die Ärztin, Frau Dr. Christine Müller-Halberstadt ist eine Zuagroaste, die sich allerdings im Laufe der Geschichte mehr und mehr integriert. Sie hat keine Scheu auf die Einheimischen zuzugehen und findet deshalb schnell einen Zugang. Matthias ist zwar Einheimischer, ihn stellt die Autorin aber als „modernen Bayern“ dar, da er sich zum Buddhismus gewandt hat. Schon dadurch hat er manchmal andere Ansichten. Weitere Personen in der Handlung stellen die Touristen dar und weitere Einheimische, die mehr oder weniger zurück gezogen leben und von denen Einige auch als Grantler beschrieben werden. Vor allem eine ältere Frau, Eleonore Schön, die Ferienzimmer vermietet und scheinbar nur ihre Katzen und ihren Garten liebt. Ansonsten lebt sie sehr zurück gezogen.

Die Dialoge sind witzig, häufig umgangssprachlich und im Dialekt gestaltet. Für den Leser ist jederzeit nachvollziehbar, welcher Charakter spricht.

Die Handlung spielt ausschließlich in Berchtesgaden, in der Bergwelt rund um Berchtesgaden und am Königssee. Die Autorin beschreibt die Orte detailgenau, weshalb genaue Ortskenntnisse bei der Autorin vermutet werden müssen.

Der gesamte Roman ist umgangssprachlich, ab und zu bayerisch, geschrieben. Es werden keine verschachtelten Sätze verwendet, weshalb der Roman leicht verständlich, gut und flüssig lesbar ist. Es wird stets aus der 3. Person, immer aus der Sicht verschiedener Personen, erzählt. Die Handlung ist für den Leser gut verständlich und jederzeit nachvollziehbar. Die Autorin verwendet verschieden lange Kapitel. Gelegentlich werden Trennungen innerhalb der Kapitel vorgenommen, bei denen meist die Erzählperson oder der Handlungsort bzw. die –zeit wechselt.

Relativ früh ist die Lösung des Falles erkennbar, was es aber nicht weniger spannend zum Weiterlesen macht. Zum Ende hin baut die Autorin nochmals Spannung auf durch eine Überraschung, die eher negativ ausfällt.

Der Roman hat mich ein wenig an die Romane von Rita Falk erinnert, in denen der Ermittler Franz Eberhofer auf Verbrecherjagd geht. Es ist auf jeden Fall ein Regionalkrimi.

Der Krimi ist als Taschenbuch erschienen, im relativ schlichten Design. Es ist lediglich eine kurze Info über die Autorin enthalten, ansonsten keine weiteren Extras. Das Cover ist in meinen Augen sehr gelungen, schön ist auch das Bild des Murmeltieres, das bei jedem Kapitelanfang positioniert ist, vor allem, da dieses Tierchen im Laufe der Handlung noch besondere Bedeutung bekommt. Der Titel ist auch bestens gewählt, da während der Handlung schnell klar wird, dass der Ermittler, Franz Holzhammer, stets seine eigenen Methoden zur Aufklärung von Verbrechen nutzt.

Fazit:

Der Regional-Krimi „Die Holzhammer-Methode“ von Fredrika Gers ist auf jeden Fall lesenswert. Ich habe mich während des Lesens gut amüsiert und fand den Roman durchweg spannend. Die Autorin hat eine schöne leichte Art und Weise zu Schreiben. Der Roman ist vor allem geeignet für den Lesegenuss für zwischendurch. Ich spreche dem Roman deshalb auf jeden Fall eine Leseempfehlung aus.