Fesselnd und düster

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Ryan La Salas Die Honeys ist ein fesselnder Mix aus düsterem Horror, emotionaler Tiefe und einer poetischen Auseinandersetzung mit Themen wie Genderfluidität und Verlust. Die Geschichte folgt Mars, einem genderfluiden Protagonisten, der nach dem mysteriösen Tod seiner Schwester Caroline in das exklusive Aspen Summer Camp zurückkehrt. Das Setting des Buches – ein luxuriöses Sommercamp, umgeben von unheimlichen Wäldern – dient dabei nicht nur als Hintergrund, sondern entwickelt sich fast selbst zu einer bedrohlichen Figur, die das Unheil in den Schatten birgt.

Schon zu Beginn spürt man die Spannung, die Mars' Reise nach Aspen umgibt. Seine Bindung zu den „Honeys“, einer mysteriösen Gruppe von Mädchen, die einst mit seiner Schwester befreundet waren, wird von La Sala mit einer faszinierenden Mischung aus Anziehung und Beklemmung beschrieben. Diese Mädchen sind sowohl wunderschön als auch furchteinflößend, fast wie ein Bienenstock, dessen inneres Geheimnis man besser nicht aufdecken sollte. Genau wie die Natur selbst, die La Sala so lebendig und bedrohlich schildert, ist auch die Dynamik zwischen den Figuren voller versteckter Gefahren.

Die narrative Struktur, die La Sala verwendet, spielt gekonnt mit dem Bewusstsein des Lesers. Immer wieder wird man in Frage stellen, was real ist und was nur in Mars' traumatisiertem Kopf existiert. Dieser psychologische Horror trägt stark zur unheimlichen Atmosphäre des Buches bei. La Sala gelingt es, die Leser in Mars' innere Zerrissenheit hineinzuziehen und die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn verschwimmen zu lassen.

Besonders herausragend ist die Art und Weise, wie La Sala Genderfluidität in den Erzählstrang einbettet. Mars' Identität ist ein integraler Bestandteil der Geschichte und wird weder übertrieben hervorgehoben noch simplifiziert. Vielmehr fügt sich seine Genderfluidität nahtlos in den Plot ein und wird im Kontext der Geschlechterbinarität und des Kampfs zwischen Gut und Böse reflektiert. Diese thematische Tiefe hebt Die Honeys über den klassischen Horrorthriller hinaus und bietet eine scharfsinnige Kritik an gesellschaftlichen Normen.

Die Kritik an der Geschlechterbinarität und das subtile Spiel mit den Grenzen von Gut und Böse verleihen der Geschichte eine zusätzliche Bedeutungsebene, die weit über den reinen Grusel hinausgeht. La Sala schafft es, gleichzeitig poetisch und beängstigend zu schreiben, und die bildhafte Sprache trägt erheblich zur immersiven Atmosphäre bei.

Für Fans von Filmen wie Midsommar und Hereditary ist Die Honeys ein Muss. Die düstere, bedrohliche Stimmung, die langsame Entfaltung des Horrors und die schockierenden Wendungen machen das Buch zu einem packenden Leseerlebnis. La Sala versteht es meisterhaft, seine Leser an die Geschichte zu fesseln, bis sie wie Mars selbst nicht mehr sicher wissen, wem sie trauen können – und ob sie am Ende unversehrt aus diesem albtraumhaften Sommercamp entkommen werden.

Insgesamt ist Die Honeys ein herausragender, queerer Horrorroman, der gleichzeitig zum Nachdenken anregt und das Herz schneller schlagen lässt. La Salas Verknüpfung von psychologischer Tiefe, gesellschaftlicher Relevanz und unbarmherziger Spannung machen dieses Buch zu einem echten Highlight des modernen Horrorgenres.