Wunderschön, skurril, aber auch langweilig

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Eines steht auf jeden Fall fest: Ein Buch wie "Die Honeys" habe ich im Leben noch nicht gelesen.

Von einem so packenden, mitreißend Einstieg, über die Findungsphase der eigentlichen Story, dem Realisieren wie es abläuft bis zu einem Ende, bei dem ich gleichermaßen lachen und weinen wollte..
Und stetig leuchtete eine Frage immer dringlicher über mir auf: "Was lese ich hier gerade?!"

Mars' Zwillingsschwester Caroline stirbt völlig unvermittelt. Nebst diesem Verlust muss der queere Teenager sich mit Schuldgefühlen quälen; das enge Band, was die Geschwister einst umgab, war in den letzten Monaten immer spröder Geworden.
Mars sieht als Grund Carolines jährliche Besuche in einem Sommercamp in den Catskills, ihre Freundschaft einer Mädchengruppe, die sich die Honeys nennen.
...und beschließt auch wieder dieses Camp zu besuchen, welches ihn einst wegen seiner Non-Binärität ablehnte. Er muss wissen, was Caroline von ihm entfernte, wie die letzten Wochen ihres Lebens abliefen..

Soweit, so gut. Naja, "gut" - denn so temporeich und fesselnd der Beginn des Buches war, so zog es sich dann nach wenigen Kapiteln. Wie durch klebrigen Honig zu warten fühlte es sich für mich an, Mars im Camp zu beobachten.
Von dem im Vorfeld verglichenen "Pretty Little Liars" keine Spur, keine Spannung.
Nur ein junger Mensch, der seinen Platz sucht, sich nirgendwo zugehörig fühlt und dann die ersehnte Liebe und Aufmerksamkeit einer Mädchengruppe genießt.

Hier und da ploppen seltsame Ereignisse auf, im späteren Verlauf des Buches kippt das Ganze auch - aber da war das Kind für mich schon in den Brunnen gefallen. Ich war tatsächlich immens gelangweilt.

Als ich dann vorankam wich die Langeweile der Verwirrung. Surreal? Hirngespenst? Was ist hier los?
Nebenbei kam ich mit dem Schreibstil nicht klar..

Und dann kam.. Horror? Ja, doch, so kann man das schon einordnen. Deplatziert und gleichzeitig doch einleuchtend, als ich mir das Hirn zermarterte, was da geschieht.

"Kann es sein, dass diese ganze Geschichte als Parabel eines non-binären Menschen zu verstehen ist?!", ploppte es mir irgendwann vorm geistigen Auge auf. Sich genderfluid in dieser Welt zurechtzufinden.. das stelle ich mir teilweise tatsächlich horrorlastig vor.
Und sowohl die Widmung, als auch das Nachwort am Ende des Buches lassen ein wenig darauf schließen.

Sollte dem so sein, so war ich die falsche für das Buch. Nicht, weil ich diskriminiere, sondern egal wie offen ich auch bin - ich kann es nicht fühlen.

Als Fazit sage ich.. wunderschöne Optik, für mich weniger schöner Inhalt, leider.