Eine Prise Strout

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aschaeff Avatar

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Beatrix Gerstbergers „Die Hummerfrauen“ ist ein atmosphärischer Roman, der mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen hat. Das Setting – rau, salzig, von Wind und Meer durchzogen – ist eine der ganz großen Stärken dieses Buches. Wer Romane liebt, in denen Landschaft und Lebensgefühl eins werden, wird hier auf seine Kosten kommen.

Nicht nur aufgrund des ähnlichen Setttings, auch in der Art, wie Gerstberger ihre Figuren zeichnet und das Leben in all seiner Widersprüchlichkeit einfängt, erinnert der Roman an Elizabeth Strout. Es gibt diese leise, kluge Beobachtung des Alltags, die kleinen Tragödien und großen Emotionen zwischen den Zeilen. Allerdings erreicht „Die Hummerfrauen“ nicht die literarische Feinheit von Strout.

Die Protagonistinnen – vielschichtig, kantig, verletzlich und zugleich stark – habe ich schnell ins Herz geschlossen. Es sind Frauen, die nicht laut auftreten müssen, um Eindruck zu hinterlassen. Ihre Geschichten verweben sich zu einem stimmigen Gesamtbild, auch wenn ich mir in manchen Momenten eine weniger einfache Charakterentwicklung gewünscht hätte.

Trotzdem - „Die Hummerfrauen“ ist ein Roman, der unter die Haut geht, ohne pathetisch zu sein. Er ist einfühlsam, aber nicht kitschig, melancholisch, aber nicht hoffnungslos. Für mich war es ein fast perfektes Leseerlebnis.