Brumfitts Erbe

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regenprinz Avatar

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Der Roman "Die Hummerkönige" erzählt die Familiengeschichte der Kings, die auf einer kleinen Insel zwischen Amerika und Kanada vom Hummerfang leben.
Sehr atmosphärisch und eindrücklich wird der Schauplatz dargestellt. Die Bilder von Brumfitt King spiegeln die raue Wirklichkeit des Fischeralltags wider, an dem sich im Laufe der Zeiten wenig bis nichts geändert hat, und zeigen zudem allerlei Mythen rund um das Meer.
Cordelia, die Erzählerin, ist eine Nachfahrin Brumfitts, der damals allein die karge, unbewohnte Insel besiedelte und später eine Frau ehelichte, die angeblich dem Meer entstammte. Seitdem existiert auch der Familienfluch, dass die Söhne sterben. Brumfitts Bilder sind inzwischen berühmt und hängen in Museen, auch Touristen besuchen seinetwegen die Insel. Nur der Alltag der Hummerfischer scheint davon unberührt, sie kämpfen um den schwindenden Fang und mit der üblen Konkurrenz aus dem Nachbarort ...
Ich fand die Mischung in diesem Roman überaus interessant: Historie trifft auf Moderne, Meeresmythen auf aktuelle Realität (Drogen, Gewalt, Arbeitslosigkeit, geringe Perspektiven u.ä.). Das hat der Autor meiner Meinung nach alles sehr gut verwoben, gerade auch in den handelnden Figuren. Cordelias Leben wurde von einigen tragischen Ereignissen geprägt, und es wird bestimmt von der Beziehung zu ihrem Vater sowie teilweise auch den Konflikten mit ihren Schwestern. Kenny, ihr Achtermann auf dem Boot, spielt außerdem eine wichtige Rolle für sie.
Der Roman wirkte allerdings etwas uneinheitlich auf mich. Gegen Ende steigert er das Tempo enorm und liest sich m.E. deutlich anders als die Anfangskapitel, die eher literarisch-gemächlich daherkamen (um es mal flapsig auszudrücken). Das störte für mich den Gesamteindruck schon, zumal das eigentliche Ende dann wieder eine Kehrtwende in die mythischen Hintergründe macht (was mir ohne den brutalen Actionteil zuvor deutlich besser gefallen hätte, denn so wirkt es nur seltsam abrupt).
Mitunter fand ich auch die Sprache etwas sperrig - dies war jedenfalls ein Roman, für den ich mehr Zeit zum Lesen brauchte als normalerweise. Was natürlich überhaupt nichts Schlechtes ist. Aber insgesamt würde ich doch sagen, dass die Geschichte der Hummerkönige ein Roman mit Ecken und Kanten ist, der einen beim Lesen mitunter ganz schön fordert.

PS: Sehr hübsch finde ich übrigens die "angerosteten" Buchstaben auf dem Cover!