Keine reine Idylle auf der Insel

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emmmbeee Avatar

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Bereits der Prolog lässt uns mit offenem Mund vor dem Text sitzen. Das klingt ja märchenhaft. Aber dass Hummer früher zum Billigfisch gehörte, das stimmt, wurden doch die Häftlinge auf Sing Sing mit den «Kakerlaken der Meere» verköstigt. Der legendäre Begründer der Dynastie ist längst nicht mehr, doch seine Nachfolger sind beim einträglichen Geschäft geblieben. Zwar mit Leidenschaft, aber sie haben mit einem Fluch zu kämpfen, der die Familie permanent bedroht. Die Erbin und Kronprinzessin, Cordelia (was für ein dramatischer Name!), fährt nun mit Daddy aufs Meer hinaus und liebt die Insel Loosewood so sehr, dass sie ihr Talent, das Malen, am liebsten nur ihr widmet.
Ein idyllischer Prolog, der aber täuscht, denn das, was ihr Vater "Gottes Zorn" nennt, dräut ebenso über der Familie wie der Drogenhandel. Das liegt aber nicht nur an der Hitze. Und schon gar nicht am Hund Trudy.
Doch die Person der Cordelia bleibt mir fremd, sie geniesst nicht unbedingt meine Sympathie; ihre Person kommt stellenweise zu schwach rüber. Die Entwicklung der Familie und die historischen Hintergründe sind schlüssig, doch wirkt der Handlungsaufbau manchmal etwas konstruiert. Schilderungen von harten Momenten auf See, Machtkämpfe innerhalb der Familie, dazu Probleme mit dem Drogenhandel auf der Insel und poetische Passagen, farbig und plastisch geschildert: Der Leser findet viele Unterhaltsames und Kurzweiliges. Trotz einiger Längen ist das Buch "Die Hummerkönige" alles in allem ein durchaus packendes Werk, besonders für diejenigen Leser, die gern in die Welt der Fischer und der Inseln eintauchen.