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simone1711 Avatar

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Obwohl mich die Geschichte und die Leseprobe sehr angesprochen hatten, wurde ich mit der Story um die Familie der Hummerfischer letztlich nicht warm. Das Buch war so komplett anders als ich es mir vorgestellt hatte, und ich habe danach noch gegrübelt, was es mir eigentlich erzählen will.

Die Geschichte wird von Cordelia Kings erzählt, die als Tochter eines Hummerfischers auf Loosewood Island lebt, einer sturmumtosten Insel, die nicht so recht weiss, ob sie nun zu Kanada oder den USA gehört. Cordelia wird früh klar, dass sie anders als ihre beiden Schwestern für die See geboren ist. Auch ihr Bruder, der eigentlich in die Fußstapfen des Vaters treten soll, ist nicht dafür gemacht. Ein tragischer Fehler kostet den Kleinen auch das Leben, und so führt Cordelia den Namen der Kings zusammen mit ihrem Vater als Hummerfischer weiter, allen Schicksalsschlägen zum Trotz.

Über allem schwebt der Name Brumfitt Kings, der einst die Insel als erster betrat und, so erzählt die Legende, über eine Brücke aus Hummern an Land ging. Seine Frau wurde ihm vom Meer geschenkt, dafür mussten die Kings in jeder Generation einen Sohn an das Meer opfern. Cordelia und ihr Vater nehmen diese Legenden sehr ernst. Es existieren Tagebücher und Bilder, da Brumfitt Maler war und Cordelia liest in alles etwas hinein, Gegenwart und Zukunft.

Die Kings meistern Probleme innerhalb der Familie und ausserhalb, so auch den Streit mit der Stadt James Harbour, deren Fischer mit Meth dealen und in den Gewässern der Kings fischen. Es kommt zur Eskalation. Cordelia ist entschlossen, sich als geborene Kings anstelle ihres Vaters darum zu kümmern, wofür nicht nur sie einen hohen Preis bezahlt.

Um es kurz zu sagen - ich mochte die beiden vorrangigen Kings nicht. Cordelia soll tough rüberkommen, unerschrocken, doch im Grunde ist sie ein eiskaltes Biest, das überall an erster Stelle stehen und alles bekommen will, was es sich in den Kopf gesetzt hat. Ihre Besessenheit von Brumfitt (das dauernde Gerede darüber hat mich irgendwann nur noch genervt) macht sie nicht sympathischer, auch nicht ihre teilweise vulgären Reden. Ihr Vater ist nicht besser. Dass sein Sohn so verunglücken konnte, mit Vater und Schwester an Bord, spricht für sich.

Für mich will das Buch eindeutig etwas sein, das es nicht ist. Geheimnisvoll, tiefgreifend, doch es ist manchmal einfach nur zuviel des Guten. Interessant war es aber trotzdem.