Etwas rauh und unverklärt - passend zum "dunklen" Zeitalter

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caillean79 Avatar

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Das Erste, was mir an dieser Leseprobe (positiv) aufgefallen ist: sie ist im Stil der Zeit geschrieben, in der sie spielt. Zwar so, dass man problemlos alles versteht und es sich auch für jemanden „von heute“ gut lesen lässt, aber es werden viele alte Begriffe verwendet und so ergibt sich ein stimmiges Bild.

Der Ton des Buches ist wie das Leben im Mittelalter – etwas rauh und unverklärt. Die Szene im Haus der Hübscherinnen wird mit deutlichen Worten und ohne Scham beschrieben. Auch das macht das Ganze für mich recht realistisch.

Was ich bisher noch nicht ganz verstehe, ist der Prolog. Darin ist von einem „Er“ die Rede, der seiner Herrin ein Bad richtet, sie wäscht, abtrocknet, zu Bett bringt. Ich habe mir die Frage gestellt: wenn es sich allem Anschein nach um einen Mann handelt, wie kann es sein, dass er all das bei einer (ihm höhergestellten) Dame tun darf? Wieso hat sie keine Zofe, sondern „ihn“? Das hat mich sehr neugierig zurückgelassen, weil man das Gefühl hat, dass es sich hier um einen krassen Bruch mit den mitteralterlichen Sitten und dem damaligen Standesdünkel handelt. Ich bin sehr gespannt, wie sich das auflöst…

Insgesamt ein vielversprechender, wenn auch leider recht kurzer Auszug aus dem Roman, der Rätsel aufgibt (wer ist der Unbekannte, der Rosi verschleppt und – wahrscheinlich – kurz darauf ermordet?) und mich auf einen unterhaltsamen Historienschmöker hoffen lässt.