Das gelbe Gewand

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wal.li Avatar

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Im Sommer 1511 will die Hübschlerin Roswitha ihrem Leben als Hure entfliehen und mit ihrem kleinen Sohn zurück zu ihren Eltern. Doch noch einmal muss dazu ihrem Gewerbe nachgehen. Tage später ist Roswithas Traum grausam zerstört, denn sie wird ermordet und verstümmelt im Main treibend gefunden. Von dieser Nachricht zutiefst betrübt macht sich die Vorsteherin des Hurenhauses selbst auf die Suche nach dem Täter, denn sie mag nicht glauben, dass der herunter gekommene Hausierer, der als Sündenbock präsentiert wird, der wahre Mörder sein kann.

Liebevoll und detailreich schildert die Autorin das harte aber dennoch geregelte Leben der Frankfurter Huren im angehenden 16. Jahrhundert. Sie müssen sich den strengen Gesetzten der Stadtväter beugen und genießen dafür relative Sicherheit und ein gewisses Ansehen. Als die junge Roswitha so bestialisch verstümmelt wird, gerät dieses Gefüge sehr in Schieflage und das Hurenhaus muss um seine Existenz bangen. Mit viel Energie macht sich die Gildemeisterin Ursel daran, den Mord aufzuklären, denn sie will ihr Haus und ihre Mädchen schützen. Dabei geht sie selbst an ihre Grenze und muss Verluste hinnehmen, die sie fast nicht verwinden kann. Die Stadtväter sind ihr nur dann eine Hilfe, wenn sie stark und energisch auftritt und schon selbst die Beweise liefert. Dennoch ist Ursel nicht allein.

Beim Lesen dieses historischen Krimis, der hervorragend recherchiert und damit glaubhaft wirkt, kann man in die Lebenswelt der Huren in der damaligen Zeit eintauchen. Leicht hatten sie es nicht, sie standen am Rande der Gesellschaft. Dennoch waren die Hurenhäuser gut besucht. Festzustellen ist, dass sich von damals bis heute nicht so viel geändert hat, denn auch heute kann es schlecht ausgehen, wenn man an den Falschen gerät. Aus so einem kleinen Gedanken hat die Autorin einen fesselnden Kriminalroman gestrickt. Gleichzeitig wird die harte Wirklichkeit des Lebens im Mittelalter dargestellt und den Protagonisten mit klaren Worten Leben und Gefühl eingehaucht. Bis das Buch jedoch diese Wirkung erzielte verging eine ganze Weile, denn der Beginn wirkte zunächst etwas vage und die Schilderung der Charaktere gewann erst mit dem Verlauf an Tiefe.
Dennoch eine empfehlenswerte Lektüre für die Liebhaber historischer Krimis.