Das Leben im Frankfurter Hurenhaus

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maxibiene Avatar

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Eigentlich läuft im Frankfurter Frauenhaus alles gut, die Einnahmen können sich sehen lassen und die Hurenkönigin Ursel ist zufrieden mit ihren Mädchen – bis, ja bis bekannt wird, dass die Lustseuche ausgebrochen ist. Noch am selben Tag wird das Verschwinden der Hure Rosi bemerkt. Tage später wird sie in einem erbärmlichen Zustand tot aus dem Main gezogen. Während der Leichenschau, an der auch Ursel teilnimmt, muss sie mit ansehen, wie schlimm Rosi gefoltert worden ist. Gleichzeitig wird ihr eröffnet, dass auch Rosi an der Lustseuche erkrankt war und die Krankheit sich schon im fortgeschrittenen Stadium befand. Die sofortige Anordnung der Untersuchung sämtlicher Huren ist für Ursel noch das geringste Übel, sie will wissen, wer Rosi umgebracht hat. Um diesen Zustand besser zu ertragen, bedient sich Ursel wieder einem Opiat und bekommt von dem Ergebnis der anschließenden Untersuchung nichts mit. Am darauf folgenden Morgen wird ihr eröffnet, dass sowohl der Knecht als auch zwei weitere Huren an der Seuche erkrankt sind und sie des Hauses und der Stadt verwiesen werden.
Als dann auch noch die Gräfin, eine von den Huren, verschwindet, schlägt Ursel bei den städtischen Behörden Alarm und verlangt nach ihr zu suchen.
Wenig später wird das Frauenhaus geschlossen und Ursel sowie ihre Freundin Grid begeben sich auf eigene Ermittlungstour.

Es ist der zweite Roman von Ursula Neeb, in dem die Hurenkönigin Ursel Zimmer als Protagonistin auftritt. Während sie in „Das Geheimnis der Totenmagd“ mehr oder weniger nur eine kleine Gastrolle inne hatte, dreht sich dieses Mal alles um sie, den Huren und dem Frauenhaus.
Da Ursel Zimmer beim Bürgermeister und den Ratsmitgliedern wenig Erfolg hat, sie für die Aufklärung des Mordes an der Hure Rosi zu bewegen, setzt sie alles daran, es selbst zu tun, nicht ohne sich und ihre Freundin Grid in Gefahr zu bringen.
Während der hiesige Pfarrer Hasstiraden gegen das Frauenhaus, insbesondere gegen die Hurenkönigin schmiedet, muss sich Ursel und ihre Mädchen auch noch gegen die Rache und den Hass der Nonne und Siechenmagd Theodora wehren.
Ursula Neeb schildert immer wieder, wie sich die Huren am gesellschaftlichen Rand der Bevölkerung bewegten und sich durch ihre auffällige Kleidung als Huren bekennen mussten. Wie der Henker, der als Betreiber des Frauenhauses fungiert, wurden auch die Huren als unrein bezeichnet.
Ursula Neeb hat hier eine Geschichte präsentiert, die auf historischen Hintergrund aufgebaut worden ist. Den Sprachstil finde ich bei den historischen Romanen immer sehr amüsant, gerade dann, wenn das niedere Volk in der 3.Person angesprochen wird. Aber so war nun mal die Zeit. Auf jeden Fall bringt die Autorin dem Leser einen guten Einblick in das Leben und Treiben des 16. Jahrhunderts. Man spürt die allmählichen Fortschritte, insbesondere im medizinischen Bereich.
Die Handlung selbst war zwar nichts besonderes, aber sie war total spannend geschrieben und man konnte das Buch nicht aus der Hand legen.