Die Hurenkönig

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historischer Hintergrund:
Mit diesem Roman versetzt Ursula Neeb den Leser in das Frankfurt des Mittelalters. Das älteste Gewerbe der Welt - die Prostitution - wird auch hier von den Bürgern und vor allem von Klerus verachtet. Die Huren sind verpflichtet, gelbe Gewänder zu tragen, um somit für jedermann als solche erkennbar zu sein. Andererseits gelten die "Hübscherinnen" als legitime Zunft, die ihr Gewerbe in Frauenhäusern unter Aufsicht einer Zunftmeisterin, der Hurenkönigin, ausüben und Regeln und Gesetze zu beachten haben. Sie werden vom Rat als "freie Töchter der Stadt" bezeichnet und bis zu einem gewissen Grade auch unterstützt. Denn die Einnahmen, die sie der Stadt bringen, sind beträchtlich und andererseits nehmen ja auch viele der hohen Herren gern mal ihre Dienste in Anspruch.
Die Frankfurter Hurenkönigin Ursel Zimmer ist eine gestandene, warmherzige Frau, die durch ihre Liasion mit dem Gelehrten Bernhard von Wanebach noch mehr aufgeblüht ist. Sie setzt sich entschieden für die Belange ihrer Mädchen ein und kämpft mit aller Kraft für deren Rechte und ihr Wohlergehen.

Inhalt:
Im Sommer 1511 grassiert die Geschlechtspest, damals auch Lues genannt in vielen deutschen Städten. Demzufolge gelten für die Huren besondere Vorsichtsmaßregeln und sie müssen sich verstärkt Untersuchungen unterziehen. Doch auf das Frankfurter Frauenhaus stürzt noch wesentlich mehr Unglück ein.
Die dralle Rosi verschwindet spurlos, alle Nachforschungen der Hurenkönigin und auch des Stadtrates und der Polizei bleiben erfolglos. Gleichzeitig verschärfen sich die Hasstiraden gegen die Huren immer mehr, sogar Bernhard wird mit einbezogen. Am 22. Juli - dem Gedenktag für Maria Magdalena, finden Fischer im Main eine völlig entstellte weibliche Leiche, die Frau muß vor ihrem Tod bestialisch gequält worden sein. Die Hurenkönigin identifiziert diese als Rosi. Nachdem Ursel sich mit Theriak, der Himmelsmedizin betäubt hat - worüber Bernhard sehr enttäuscht ist und sie auch zur Rede stellt, schwört sie, nicht eher zu ruhen, bis sie Rosi´s Mörder gefunden hat.
Trotz nachdrücklichem Verbot der Hurenkönig verläßt Isolde - die"Gräfin"- heimlich das Frauenhaus. Sie wurde zu ihrem langjährigen Freier bestellt, der eigentlich Frauen nicht mag, sich aber von Isolde demütigen läßt und dafür sehr gut bezahlt. Isolde ist sich sicher, dass sie sich keiner Gefahr aussetzt, denn auch die Hurenkönigin hatte gemeint " Ein Dulder wird nicht zum Folterknecht". Aber auch Isolde bleibt verschwunden, die Huren sind in schrecklichen Ängsten.
Ursel bedrängt ihren Geliebten, bei den Sachsenhausener Adelsfamilien Nachforschungen anzustellen, aber Bernhard muß sie enttäuschen, so weit reicht sein Einfluß nicht.
Ursels Freundin und Stellvertreterin Ingrid hegt einen begründeten Verdacht gegen das Sachsenhausener Nonnenkloster. Sie will dort für eine Woche als Laienschwester leben und es ausspionieren. Als Ursel auch von Ingrid nichts mehr hört, ist sie völlig verzweifelt. Schließlich verschafft sie sich mit der Hilfe von Bernhard und dem Henker gewaltsam ins Kloster Eintritt - aber sie können Ingrid nicht mehr retten, diese ist im Karzer gestorben.
Aber sind die fanatischen Nonnen auch für die bestialischen Morde verantwortlich? Für den Stadtrat ist dies die einfachste Lösung. Ursel kann das nicht glauben, sie hat einen anderen vagen Verdacht und will in Sachsenhausen auf eigene Faust ermitteln. Die Huren versuchen vergeblich, sie von diesem gefährlichen Plan abzubringen. Bernhard, verärgert darüber, dass sie schon wieder zum Theriak gegriffen hat, ist nach Mainz gefahren.
So begibt sich Ursel wild entschlossen in die Höhle des Löwen.
Wird sie die Morde aufklären und noch weitere verhindern können oder wird sie selbst das nächste Opfer sein?

Fazit:
Der historische Hintergrund ist sorgfältig recherchiert und man erfährt so einiges über das Lebenund Handeln der Menschen dieser Zeit. Die Kriminalgeschichte wird flüssig und spannend erzählt, man hat den Eindruck, sie hätte sich tatsächlich so abgespielt haben können.
Da der Leser aber durch verschiedene Einschiebungen mehr weiß als die "ermittelnde" Hurenkönig, verliert sich die Spannung zum Ende hin leider etwas. Trotzdem gute Unterhaltung mit einer guten und differenzierten Beschreibung der Charaktere, auch bei den Nebenpersonen.