Mittelalter in all seinen Facetten

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adriette Avatar

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In diesem Buch finden sich alle Facetten, die das Mittelalter bietet. Die Vorurteile gegen das horizontale Gewerbe und die daraus folgenden Anfeindungen werden hier sehr gut und spannend dargestellt.
Das gespaltene Verhältnis zur Kirche und zu den Stadtoberen kommt gut rüber, die Heimlichtuerei des Adels ebenso.
Die ganze Geschichte beginnt erst etwas schleppend, bis der erste Mord geschieht. Ab da ist es aber wirklich spannend, auch mit den Einblicken in die Zeit und die Hintergründe gut geschrieben.
Die Autorin schafft es, das Mittelalter als "Kopfkino" wirklich aufleben zu lassen und macht es möglich, sich in die Figuren hineinzuversetzen. Der Spannungsbogen zieht sich bis ins letzte Kapitel mit einigen unerwarteten Verdächtigen und der erschreckenden Auflösung. Diese Täter kann es so nur im Rahmen dieses Zeitalters geben, was die ganze Geschichte für uns heute um so erstaunlicher aussehen läßt.
Als die Vorkommnisse ihren Lauf nehmen, fängt man an, mitzuraten und kommt, ebenso wie die Titelfigur, schnell darauf, dass die Zwischenlösung mit der Nonne als Täterin nicht ausreichen kann, man hat sofort das Gefühl, da steckt mehr drin. Und so spinnt man mit der Hurenkönigin weiter Gedanken zur Aufklärung und läßt sich leiten von den Nachforschungen im Adeligen Umfeld, bis schließlich die wahren Täter beinahe durch einen weiteren Mord die Aufklärung der Fälle verhindern, aber schlußendlich zu ihrer gerechten Strafe kommen.
Man kann sich als moderner Mensch nur schwer in die verqueren Ansichten streng gläubiger und in adeligen Traditionen verwurzelter Personen einfinden, aber hier gelingt es der Autorin, dem Leser diese Welt nahezubringen.
Als Fan mittelalterlicher Romane kann ich dieses Buch uneingeschränkt weiterempfehlen und werde mich sicherlich nicht schwer überzeugen lassen, von dieser Autorin weitere Werke zu lesen.