Spannende ermittlung im Frankfurt des Mittelalters

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
matheelfe Avatar

Von

Es ist das Jahr 1511. Der Hübschlerin Rosi ist sauer. Ihr Freund Joseph hat sie betrogen. Da kommt ein Fremder, der unbedingt von ihr bedient werden will. Als sie mit ihm fertig ist, teilt er ihr mit, dass sie am Abend am Fahrtor sein möge. Für die Arbeit soll sie einen Gulden erhalten. Obwohl den Huren des Frankfurter Frauenhauses verboten ist, außer Haus zu arbeiten, verschwindet Rosi am Abend. Wenige Tage später findet man ihren entstellten Leichnam. Ursel, die Chefin des Frauenhauses, muss sie identifizieren. Außerdem wird festgestellt, dass Rosi an Syphilis erkrankt war.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Im Mittelpunkt stehen das Frankfurter Frauenhaus und die Chefin desselben. Die historischen Fakten sind exakt recherchiert. Sehr deutlich herausgearbeitet wird die Doppelmoral der Bürgerschaft. Einerseits müssen die Huren ein gelbes Gewand als Zeichen ihres Berufs tragen und werden verachtet, andererseits freut sich die Stadt über das Geld, das das Frauenhaus einbringt.
Gefallen hat mir auch, dass aufgezeigt wird, wie die Frauen in diese Lage gekommen sind.
Ursel, die Chefin, arbeitet selbst nicht mehr im Gewerbe. Sie hat echte Liebe gefunden, aber auf eine Hochzeit verzichtet, weil ihr Mann, ein angesehener Gelehrter, sonst Nachteile erfahren hätte. Das Liebesverhältnis dagegen stört niemand.
Ursel setzt sich für die Mädchen des Frauenhauses ein. Sie kümmert sich auch darum, dass diese regelmäßig untersucht werden. Deshalb trifft es sie umso härter, dass es einzelne Fälle von Syphilis gibt. Bisher hatte sie es toleriert, wenn die Mädchen ab und zu auf eigene Rechnung gearbeitet haben. Das geht nun nicht mehr. Schuld daran ist nicht nur die Seuche, sondern auch die Hasspredigt des einheimischen Pfarrers. Auch ein Nonnenkloster macht Stimmung gegen die Frauen.
Dass der Beruf psychische Spannungen hervorruft, zeigt sich insbesondere bei Ursel. Ihr Wandlung im Laufe der Handlung von tiefer Niedergeschlagenheit und der Gefahr, sich selbst aufzugeben, bis zum Ende, wo sie die Initiative ergreift und die Ermittlungen selbst in die Hand nimmt, ist sehr gut dargestellt. Sie ist die einzige, die der Nonne glaubt. Alle anderen betrachten die Fälle als gelöst. Das ist ja auch einfacher, als erneut in ein Wespennest zu stochern.
Der Roman lässt sich zügig lesen. Es fand es interessant, dass einmal Frauen im Mittelpunkt standen, die sonst nur am Rande eine Rolle spielen. Die Kombination aus historischen Roman und Krimi ist gut gelungen. Die Handlungsabläufe waren logisch machvollziehbar, die Protagonisten ausreichend charakterisiert.
Der Roman besteht aus drei größeren Teilen. Jeden ist der Gedenktag einer Heiligen vorangestellt. Dabei sind es stets Schutzpatroninnen der Huren.
Im Nachwort geht die Autorin noch kurz auf die historischen Grundlagen ein.