Die Illusion des Getrenntseins

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regenprinz Avatar

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Nachdem ich das Buch nun zu Ende gelesen habe, finde ich, dass der Titel perfekt dazu passt. Auch das in schlichten Brauntönen gehaltene Cover mit dem Fallschirmspringer und dem Eiffelturm spiegelt den Inhalt gut wider.
Es ist ein eher stilles Buch mit schöner Erzählsprache und einem Figurenreigen, der mehrere Generationen und Länder umspannt. Episode reiht sich an Episode, mitunter sorgten die raschen Wechsel bei mir schon ein bisschen für Verwirrung, aber vielleicht lese ich auch aus Gewohnheit leider zu schnell und hastig für diese Art Buch. Trotzdem hinterlässt es bei mir den Eindruck, ein wahres Schatzkästchen zu sein - gefüllt mit tiefem Verständnis für das Leben und das Sein, bereichert mit funkelnden Satzperlen, die man sich als Zitate an die Wand pinnen möchte. Auch gerade die kleinen Details verleihen der Handlung Zauber.
Manchen der Figuren kam ich im Laufe des Buches näher als anderen, dem im 2. Weltkrieg über Frankreich abgeschossenen John beispielsweise oder Danny, der sich von einem kleinen Jungen mit Leseschwäche zu einem reichen Filmemacher entwickelt. Martin, mit dem das Buch beginnt und dessen Geschichte als Baby einen gewissen Rahmen bildet, habe ich zwischendurch dagegen fast aus den Augen verloren. Aber ganz am Ende schließt sich der Kreis, werden die letzten Fragen beanwortet, alle Zusammenhänge geklärt und es bleibt nichts offen. Nur ein kleiner Nachhall summt anschließend noch im Kopf des Lesers, wie so oft, wenn die großen Themen Liebe, Tod (Krieg) und Vergänglichkeit derart intensiv anrühren.
Schön, dass es Bücher wie dieses gibt, die ohne aufgeplusterte Dramatik und laute Töne auskommen. Die einen einfach nur für eine kleine Weile sanft an die Hand nehmen und den Blick zurück auf das Wesentliche lenken.