poetisch, leise und zutiefst beeindruckend

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katze102 Avatar

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Simon van Booy erzählt in seinem Roman "Die Illusion des Getrenntseins" davon, wie unsere Leben untrennbar miteinander verbunden sind, daß andere, scheinbar Fremde, uns näher stehen als wir annehmen.

Der Roman lebt von seinen unterschiedlichen Zeiten, Orten, Personen, die scheinbar unabhängig von einander beschrieben werden und unvermeidbar doch miteinander verbunden sind, von dem, was zwischen den Zeilen und Kapiteln steht, was nachwirkt und beeindruckt. Deshalb erscheint es mir auch nicht möglich eine kurze Inhaltsangabe zusammen zu fassen, sondern nur anzureißen, was auch thematisiert wird:

Unter anderem geht es um das Leben, die Erinnerungen von Martin, inzwischen 70ig-jährig, der als Baby in den Kriegswirren in die Arme "seiner" Mutter in Obhut gegeben wurde, eine neue Identität erhält ... von unterschiedlichen Personen und Schicksalen während des 2. Weltkrieges und danach...

Zutiefst beieindruckt hat mich der feine, poetische Schreibstil, der soviel Wahrheit und Besinnliches enthält. Ganz faszinierend finde ich einzelne Aussagen von Martin, Lebensweisheiten mit poetischen Zügen, z.B. "was die Menschen für ihr Leben halten, in Wirklichkeit nur dessen Umstände sind" oder "Wir wechseln von der Erinnerung zur Vorstellung, ohne uns dieses Übergangs wirklich bewusst zu sein".....Unsere Leben sind verschieden, glaubt Martin, aber am Ende fühlen wir alle das Gleiche und bereuen die Angst, von der wir dachten, dass sie uns stützt. Oder der Ausspruch seiner „Mutter“: „Unsere Liebe zu Dir wird immer größer sein als irgendeine Wahrheit.“

..... und nicht zuletzt scheint mir die Thematik der Judenverfolgung hier auf eine ganz außergewöhnliche Weise ideenreich umgesetzt worden zu sein...

 Ein wundervolles Buch, das mit leisen und feinfühligen Worten Großartiges erzählt, tief beeindruckt - auch noch lange nach dem Lesen. Gerne würde ich mehr als 5 Sterne vergeben um ihm gerecht zu werden.