Zwischen die Stühle gesetzt

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tintenteufel Avatar

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Finanzielle Bildung kommt in unserem Bildungssystem definitiv zu kurz! Daher bin ich froh, dass sich Jan Grobbel diesem Thema widmet. Er vermittelt das Thema in einer spannenden, gut zu lesenden Geschichte von Rosi, die ihre ärmlichen soziale Verhältnisse hinter sich lassen möchte und ein eigenes Start-up gründen will. Damit ist die Motivation gleich klar, und die jungen Leser verfolgen mit Spannung ihre Versuche, sich aus der Armutsspirale zu befreien und mutig neue Wege zu gehen. Da in unserem Land die 64% der Jugendlichen nicht dran glauben, dass sie in Deutschland unabhängig von ihrer sozialen oder kulturellen Herkunft gleiche Bildungschancen haben, ist die motivierende Botschaft wichtig, denn etwas mehr Unternehmergeist ist in unserem Land dringend nötig.

Allerdings fürchte, dass sich der Autor mit seiner Wahl tierischer Protagonisten zwischen die Stühle gesetzt hat: Die Thematik ist eher für Teenager geeignet, die auch schon etwas reifer und selbstbewusster sein müssten, um sich für dieses Thema überhaupt zu interessieren. Diese könnte man meines Erachtens besser mit einer menschlichen Identifikationsfigur begeistern, die so lebt und denkt wie sie selbst. Und damit komme ich zum zweiten Problem: Die Schwarz-Weiß-Darstellung von arm und reich ist schon auf den ersten Seiten unangenehm übertrieben: Cinderella und die bösen Stiefschwestern lassen grüßen! Die Jugendlichen möchten sich nicht mit einem armen bedauernswerten Kaninchen identifizieren, sondern lieber mit einem finanziell benachteiligten, aber trotzdem coolen und toughen Jugendlichen.

Daher hätte ich Rosa als Protagonistin gewählt, um bei kleineren Lesern im Grundschulalter ein erstes Grundlagenwissen zu bewusstem Umgang mit Geld, ersten Gelegenheiten zum Taschengeld-Aufbessern u.ä. zu vermitteln, und das schwierigere Thema Start-Up-Gründung für die Älteren mit einem altersgemäßen, coolen menschlichen Protagonisten dargestellt.