Die irren Fahren des Gabriel Delacruz

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Ein Möbelpacker, der in ganz Europa unterwegs ist, hat vier Familien in vier verschiedenen Ländern, die nichts voneinander wissen. Die vier Söhne hat er alle Christoph getauft (in der jeweiligen Landessprache), ein Hinweis auf den Schutzpatron der Autofahrer.

Eine originelle Idee, die viele Möglichkeiten bietet und ein hochinteressantes Thema. (Die Realistin fragt sich: Wie hat der das finanziert? Wenn man überlegt, was schon eine Familie kostet … . Aber die praktischen Aspekte des Ganzen sollte man hier ruhig außer Acht lassen.)

Im Nachlass des Vaters findet einer der Söhne einen Hinweis auf seine Brüder und so kommen sie zusammen und versuchen, das Leben des Vaters zu rekonstruieren. Interessant ist, dass die vier Familien in der Erinnerung der Brüder zu einer einzigen verschmelzen. Auch die Familienfotos gleichen sich. Die Söhne haben gemeinsame Erinnerungen, ohne sich je gesehen zu haben. Bemerkenswert sind auch ihre vier Berufe, jeder eine Facette des Vaters.

Fraglich sind die Motive des Vaters. Will er seine Familie immer bei sich haben und vervierfacht sie, weil es nicht anders geht? Wollte er als Findelkind eine Überdosis Familie? Die Leseprobe bietet noch weitere Erklärungsmöglichkeiten und man darf sehr gespannt sein, ob und wie das Buch diese Frage auflöst.

Der Autor hat sich einiges einfallen lassen, mit Überraschungen ist immer zu rechnen. Dabei scheint die Geschichte gut durchdacht konstruiert zu sein. Die Sprache ist wundervoll, detail- und ideenreich, so dekliniert der Autor z.B. die Vornamen durch um weitere Verbindungen zu schaffen. Es gibt nicht nur einen Ich-Erzähler, sondern jeder Sohn kommt zu Wort.

Die Leseprobe verspricht viel. Das könne eines dieser wundervollen Bücher sein, von denen man jede Seite genießt und es bedauert, am Ende anzukommen. Man darf gespannt sein, ob der Autor den Zauber des Anfangs bis zum Schluss halten kann.