Hinderlicher Einstieg

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
marcello Avatar

Von

"Die irren Fahrten des Gabriel Dealcruz" erzählt die Geschichte von Gabriel und seinen vier Söhnen. Das pikante an der Sache ist: jeder hat eine andere Mutter und jeder der vier ist in einem anderen Land aufgewachsen. Erst durch das Verschwinden von Gabriel erfährt der katalanische Sohn Christòfol, dass er drei Brüder hat und vereint sich so mit diesen. Zusammen erstellen sie ein einzigartiges Bild ihres gemeinsamen Vaters, stets mit der Frage im Hinterkopf, ob er wohl noch lebt...
In der Leseprobe erfährt man von den vier Christofs: Christof, aus Deutschland stammend, Christophe, in Frankreich geboren, Christoph aus Großbritannien und Christòfol, der aus Spanien kommt und ihre Gemeinsamkeit schließlich aufdeckt. Sie alle haben denselben Vater: Gabriel Delacruz, ein Katalane, der in den vier Ländern mit vier Frauen Familien gründete, aus denen vier Söhne entstanden. Zunächst erfährt man wie die vier versuchen mit der Tatsache umzugehen, wie sie zunächst enttäuscht waren und irgendwann anfingen gegenseitig die spärlichen Erinnerungen an den gemeinsamen Vater zusammenzutragen. Man erfährt von den vier Müttern, die sich nicht gegenseitig kennen lernen wollen, da der Betrug von Seiten Gabriels doch zu groß ist. Man erfährt, dass sie in Englisch kommunizieren und dass sie sich regelmäßig treffen, da sie stets Einzelkinder waren und nun wissen Brüder zu sein. Anschließend erfährt man etwas von Gabriel selbst, wie er von seiner Mutter ausgesetzt wurde, nur mit dem Hinweis, dass er Gabriel heißen soll. Wie er vom Nachtwächter und einer Fischerfrau aufgegriffen wurde und schließlich in Kinderheimen aufwachsen musste.
Danach erfolgt die Geschichte aus Christòfols Sicht, wie er informiert wird, dass sein Vater seit einem Jahr vermisst wird und er deswegen Zugang zur Wohnung seines Vaters erhält und somit herausfindet, dass er drei Halbbrüder hat.
Die Leseprobe hat mich doch sehr zwiegespalten zurückgelassen. Da ist zunächst der etwas wirre Einstieg, der vom Erzähler ja auch kurz darauf zugegeben wird. Unter normalen Umständen (kurzes Anlesen in der Buchhandlung) wäre „Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz“ gleich bei mir durchgefallen. Danach wird der Erzählstil wesentlich klarer, aber dass aus dem Präsens heraus und aus der Wir-Perspektive geschrieben wird, fand ich für den Einstieg auch eher hinderlich. Über Präsens kann man noch hinweg sehen, aber die Wir-Perspektive finde ich nicht wirklich vertretbar, da ich nicht glauben will, dass alle vier haargenau einer Meinung sind.
Die Idee zur Geschichte an sich finde ich genial und hat sicherlich sehr viel Potenzial, vor allem, weil gegen Ende der Leseprobe ja deutlich wird, dass im weiteren Verlauf, die Geschichte aus der jeweiligen Sicht der vier Brüder erzählt wird. Zudem hat Jordi Punti einen umfangreichen Wortschatz, so dass es sich um ein wirkliches Leseerlebnis handelt.
Genau deswegen finde ich es wirklich schade, dass der Einstieg in die Geschichte nicht gelungen ist, denn das könnte wirklich einige potenzielle Leser am Weiterlesen hindern.