Auf der Suche nach dem Vater

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mammutkeks Avatar

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Vier Söhne hat er gezeugt, der spanische Fernfahrer Gabriel Delacruz - einen davon in Frankfurt, einen in Paris, einen in London und den letzten zuhause in Barcelona. Besucht hat er die Mütter und Söhne auf seinen Umzugsfahrten, die er für seinen Arbeitgeber unternommen hat - meist ohne große Ankündigung und meist auch nur kurz. Christof, Chris, Christophe und Cristofal heißen die Söhne - so dass hier kaum ein Vertun möglich war. Und doch haben die Söhne ihren Vater seit Jahrzehnten nicht gesehen. Da er auch vorher nur selten anwesend war, ist ihnen dies gar nicht so richtig aufgefallen, denn selbst Cristofal, der barcelonische Sohn, hat Gabriel kaum zu Gesicht bekommen.
Nun wird dieser aber von den Nachbarn als vermisst gemeldet - und die Polizei ermittelt. Bei diesen Ermittlungen stößt sie auch auf den Namen des jüngsten Sohnes und kontaktiert diesen. Dieser wiederum findet eine Liste mit den Namen der anderen Söhne - und verabredet mit diesen ein Treffen, dem in regelmäßigen Abständen weitere folgen, um die Geschichte und Geschicke des Vaters zu durchleuchten.
Dabei stoßen die Söhne auf viele Gemeinsamkeiten - so z.B. auf die vielfältigen Geschenke, die der Vater ihnen gemacht hat - Beutestücke aus den mitgenommenen Umzugskartons. Auch die Geschichten, die ihnen der Vater erzählt hat, sind austauschbar, auch wenn dieser nie die Namen der Söhne (was nicht schwierig war) oder der Mütter (die sehr unterschiedlich sind) verwechselt hat.
Der Roman von Jordi Punti trägt den Titel "Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz" und so hatte ich mir auch einige irre Geschichten ausgemalt, die dem Vater vierer Söhne hätten passieren können. Aber so irre oder abwechslungsreich sind die Geschichten nicht geraten. Mir fehlen Esprit und Charme, und so war es eher eine Art Pflichtlektüre, dieses Buch zuende zu lesen als ein wirkliches Vergnügen. Sprachlich sind auch keine Highlights enthalten, so dass ich "Die irren Fahrten" nicht unbedingt weiterempfehlen würde. Dabei stört mich weniger die Wir-Perspektive, die dann zu Gunsten mehrerer Ich-Erzählungen der einzelnen Christofs aufgegeben wird, sondern die Langatmigkeit, das fehlende Tempo der Erzählung - und auch der fehlende "Irrsinn", sowohl sprachlich als auch thematisch.