Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz

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evelyn Avatar

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Der in einem Waisenhaus aufgewachsene Gabriel Delacruz arbeitet für ein Umzugsunternehmen und hat in 4 Ländern eine Familie, mit jeweils einem Sohn . Seine Söhne heißen Christofol, Christopher, Christof bzw. Christophe und leben in Frankfurt, London, Paris und Barcelona. Er besucht sie auf seinen Touren, doch dann verschwindet er plötzlich ohne Abschied. 27 Jahre später erfährt Christofol, dass sein Vater in den letzten Jahren ganz in seiner Nähe in Barcelona gelebt hat ohne ihn zu besuchen und von der Existenz seiner 3 Brüder. Die Brüder treffen sich, lernen sich kennen und erzählen sich ihre Geschichte, um dann gemeinsam mehr über ihren Vater in Erfahrung zu bringen und ihn zu finden.

Diese Grundsituation klingt sehr spannend und der Anfang überzeugt auch durch seinem Erzählstil. Im mittleren Teil erzählen die Christofs die Kennlerngeschichte ihrer Eltern und über deren Freunde, dabei werden Gefühle erwähnt, die sie so nicht wissen können, sondern lediglich Interpretationen sind. Dieser Teil ist sehr langatmig und wäre sicherlich interessanter und lebendiger gewesen, wenn er direkt von den Freunden bzw. den Müttern erzählt worden wäre, vielleicht in Form eines Interviews. Nacherzählung von Unbeteiligten aus 2. Hand können einfach nicht so fesseln wie Miterlebtes. Im letzten Teil als die Nachbarin von Gabriel erzählt nimmt einen die Geschichte dann wieder gefangen. Das Treffen mit Gabriel wird dann verrückt und turbulent, jedoch immer noch ohne große Gefühle. Es ist nicht ganz nachvollziehbar, dass die Söhne keinen Groll gegen ihren Vater haben, ihm keine Vorwürfe machen und sich so problemlos als Team zusammen tun. Die Aufklärung warum die Söhne alle Christof heißen war sehr beeindruckend, bedrückend und überzeugend.
Sprachlich ist das Buch sehr gut gelungen, abgesehen von dem eher befremdlichen, gezwungenen Dialog zwischen Chris und seiner Handspielpuppe. Zum Teil wird der Autor sehr philosophisch.
Carolina: "Das Glück gibt es nicht wirklich, sondern bloß als Sehnsucht" oder "Es ist immer tröstlich zu wissen, dass irgendwo jemand auf dich wartet". Ist das auch die Begründung für Gabriels Lebenswandels, seine ständigen Fluchten und seine Bindungsunfähigkeit oder ist sein Leben einfach nur vom Zufall und Schicksal bestimmt?
Letztendlich war der Roman nach dem starken Beginn, der guten Grundidee und dem gut geglückten Schluss nur Mittelmaß, weil der Mittelteil leider leblos, lieblos ist.