On the road

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evelynmartina Avatar

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Einen langen Weg beschreiten nicht nur Cristòfol, Christopher, Christof und Christophe, die vier Söhne des spanischen Möbelpackers Gabriel Delacruz, als sich diese nach dem Verschwinden ihres Vaters auf dessen Spuren begeben. Auch vom Leser wird eine Menge Geduld, Ausdauer und Durchhaltevermögen abverlangt, bis des Rätsels Lösung offenbart wird. Ob es sich unterm Strich lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Gabriel Delacruz, Filou und Lebemann, ist als Angestellter einer internationalen Umzugsspedition in ganz Europa unterwegs. Neben seinem Job übt er eine anscheinend magische Anziehung auf Frauen aus. In Deutschland, England, Frankreich und Spanien kommt ein Sohn zur Welt, der den Namen Christof in der jeweiligen Landessprache erhält. Auf seinen Reisen stattet er den Müttern und Kindern immer wieder einen Besuch ab, sesshaft wird er nie. Die „Familien“ wissen nichts voneinander, bis zu dem Tag, an dem Gabriel vermisst wird. Der spanische Sohn stellt Nachforschungen an und lernt dabei seine drei Halbbrüder kennen. Gemeinsam versuchen sie, anhand von Aufzeichnungen, Erzählungen und Erinnerungen das Leben ihres Vaters zu rekonstruieren.

Was vielversprechend beginnt, zieht sich wie Kaugummi. Zweifelsohne versteht Jordi Punti sein Handwerk. Als fabulierend wird es bezeichnet, was durchaus zutrifft. Dem einen wird’s gefallen, dem anderen zäh und langatmig erscheinen.
Ich habe zunehmend die Lust am Weiterlesen verloren, obwohl ich von der bildhaften Sprache, der nahezu spitzbübischen Ausdrucksweise und dem interessanten Aufbau recht angetan war. Aber der Autor verliert sich zu oft auf Nebenschauplätzen und kommt vom Hölzchen auf Stöckchen. Zwar hält er am roten Faden fest, die Spannung der vorhersehbaren Handlung bleibt jedoch auf der Strecke. Verschiedene Erzählperspektiven und häufige Zeit– und Ortswechsel mögen das Geschehen zum Teil beleben, trösten dennoch nicht über schier endlos wirkende Passagen hinweg. Mit den zahlreichen Figuren bin ich nur bedingt warm geworden, ihr Schicksal hat mich kaum berührt. Das Ende schließlich ist meiner Meinung nach eher banal und hat mich nicht überraschen können.

Wer gerne „zuhört“ und Sprache genießen möchte, jedoch auf spritzige Dialoge und temporeiche Handlung verzichten kann, liegt mit „Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz“ von Jordi Punti bestimmt nicht falsch. Ich konnte mich leider nur streckenweise an der Geschichte erfreuen.