Glück und Unglück: Nahe beieinander

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meldsebjon Avatar

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Melanie Sommer ist aufstrebende Modefotografin und steht kurz vor der Hochzeit mit ihrem Verlobten Robert Michaelis. Als sie von einem Auslandseinsatz zurück nach Berlin kommt schreibt sie Robert noch eine SMS, hört dann aber nichts mehr von ihm. Auf dem Weg zu ihr ist er verunglückt und liegt jetzt im Koma. Melanie ist verzweifelt, tritt beruflich kürzer und ist ständig im Krankenhaus, bis sie irgendwann einfach nicht mehr kann. Ihre Mutter, eine angesehene Modeschöpferin, rät ihr, ihre Großmütter, eigentlich Groß- und Urgroßmutter, zu besuchen. Diese haben etwas außerhalb von Berlin in einem Schloss ein Museum aufgebaut, in dem Kleidung aus mehreren Jahrhunderten ausgestellt wird und wo Melanie schon immer gerne war.

Sie wird herzlich aufgenommen. Ihre Urgroßmutter Hanna, die aus Indochina stammt, beginnt ihr ihre faszinierende Lebensgeschichte zu erzählen. Vielleicht konnte sie sie bisher niemandem erzählen, weil manche der Personen, von denen sie berichtet anderen bekannt waren., Vielleicht wollte sie auch den Vorhang hinter all dem schließen. Melanie ist nun aber auch in einer schrecklichen Situation und Hanna glaubt, dass ihre Geschichte ihr helfen kann. Sie beginnt mit ihren ersten Jahren in Indochina, wo sie zunächst wohlbehütet im Hause eines Regierungsbeamten aufwuchs. Selbst ging es ihr damals gut, sie verschloss aber nicht die Augen vor dem Elend anderer Menschen und kam so zu ihrer Schwester Thanh. Beide halten zusammen, als das Leben sich von einer etwas rauheren Seite zeigte, werden dann aber auseinander gerissen. Hanna, die zu der Zeit noch Hoa Nhài hieß, verschlägt es nach Hamburg, wo sie Schlimmes erlebt. Später kommt sie nach Berlin und nach Paris, erlebt die Wirtschaftskrise und den zweiten Weltkrieg. Sie hatte bereits als Mädchen Geld mit Näharbeiten verdient und lernt jetzt noch die Herstellung von Hüten. Auch tritt die Liebe in ihr Leben.

Melanie hört zu, entspannt sich, leidet mit und wird so ein wenig besser mit ihrem Leid fertig. Parallel zu der Erzählung ihrer Urgroßmutter entwickelt sich auch ihr Leben weiter.

Zwei spannende Geschichten werden da gleichzeitig erzählt und zwar auf eine ausgezeichnete Art. Wie immer bei Corina Bomann spielt ein Teil in Asien, ein Teil in Europa, ein Teil in der Gegenwart und ein Teil in der Vergangenheit. Wie immer gibt es auch Requisiten, die den Weg in die Vergangenheit bereiten. All diese Ähnlichkeiten führen aber keineswegs dazu, das Ganze langweilig werden zu lassen, im Gegenteil. Fand ich Teile der "Schmetterlingsinsel" ein wenig langatmig und unwahrscheinlich, habe ich im "Mondscheingarten" eine deutliche Steigerung gespürt und war dementsprechend gespannt auf den neuen Roman. Meine Erwartungen wurden nicht getrogen, die Autorin wird immer besser. Sie hält den Spannungsbogen deutlich länger und höher, man mag das Buch gar nicht aus der Hand legen. Sicher liegt hier keine besonders wertvolle Literatur vor, aber eines der besten Bücher, die die sogenannte leichte Literatur hervorbringen kann. Ein Buch, dass ich gerne weiterempfehlen möchte. Solche Bücher sind sicher leicht zu lesen, aber ganz sicher nicht so leicht zu schreiben, was die Unzahl der richtig schlechten Bücher dieses Genres belegt.