Gefangen in der Kammer

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la calavera catrina Avatar

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«Die Kammer» ist ein beklemmender Psychothriller in außergewöhnlicher Location. Lebensbedrohliche sechsstündige Tauchgänge mehr als hundert Meter und dem Meeresspiegel. Hier müssen sich die sechs Tiefseetaucher ganz auf ihre Ausbildung, ihre Kollegen und die Ausrüstung verlassen. „Gerät man in Panik, hat man schon verloren.“ Einen Monat lang sollen sie in einer engen Kammer leben - fünf Männer und eine Frau, was eine extreme Seltenheit in diesem Job darstellt. Deswegen ist es auch interessant, dass Ellen aus ihrer Perspektive alles dokumentiert. Die zweifache Mutter und Ehefrau hat eine ungewöhnliche Berufswahl getroffen, weshalb auch Schuldgefühle gegenüber ihre Familie nicht ausbleiben, sich dieser Gefahr auszusetzen. Dann passiert das Unfassbare: es kommt zu einem Todesfall und drastischen Maßnahmen. Dann beginnt der Albtraum, denn niemand kann die Kammer verlassen und es bleibt nicht bei einem Totem. Dass es ausschließlich aus Ellens Sichtweise erzählt wird, macht es sehr nervenaufreibend, denn sie vermittelt nicht nur eindrücklich, welche enormen Herausforderungen ihre Arbeit mit sich bringt, sondern auch wie beängstigend das Gefühl ist, wenn man keine Kontrolle mehr hat, weil ihr Leben von der Crew abhängt, die eigentlich ihr Überleben sichern soll, der sie jetzt misstrauen und ausgeliefert sind. Mit ihr ist man den Ängsten und Sorgen ganz nah, sitzt in diesem Kammerspiel fest, während gar nicht so viel passiert, außer Kopfkino und Gespräche. Der dunkle Twist kam überraschend und baute ordentlich Spannung auf. Insgesamt war es mir aber zu langatmig und ich fühlte mich selbst unangenehm in der Kammer gefangen. Die Auflösung war dann unbefriedigend, was meinen Lesegenuss zusätzlich gedämpft hat.