Klaustrophobische Atmosphäre tief unter Wasser

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gormflath Avatar

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Bei ihrem Einsatz bei einer Ölpipeline in der Nordsee in über 100 m Wassertiefe - ausgehend vom Taucherbasisschiff DSV Deep Topaz - müssen sechs Sättigungstaucher mehrere Tage in der eisernen Tauchkammer zum Druckausgleich verbringen. Der überaus anstrengende Job auf engstem Raum ist für die Taucher zwar Routine, wird dieses Mal jedoch zum Horrortrip, denn nach dem ersten Tauchgang gibt es einen Toten. Für die Männer und Ellen Brooke, die einzige Frau im Team, gibt es kein Entkommen aus der Druckkammer, und so müssen sie mit dem toten Kollegen ausharren. Wenig später kommt es zu einem weiteren rätselhaften Todesfall – nun wird zwar endgültig der Tauchgang abgebrochen, aber die verbliebenen Taucher müssen in der Kammer bleiben, da eine zu schnelle Dekompression tödlich enden würde.

Aus Ellens Sicht erzählt Autor Will Dean, wie die Taucher ihre Zeit zwischen Schlafkojen, Aufenthaltsraum und der winzigen Nasszelle verbringen. Detailliert schildert er den Lebensraum ohne Privatsphäre, in einer Enge, in der man nicht aufrecht stehen kann. Alle sind aufeinander angewiesen und in der langen Zeit, die sie miteinander verbringen müssen, erzählen sie sich gegenseitig Geschichten aus ihren zahlreichen Militär- und Taucheinsätzen.
Ruhig erzählt Ellen von Szenen, in denen man regelrecht die beklemmende und klaustrophobische Atmosphäre greifen kann. Die Zeit bis zum Ausstieg aus dem Druckbehälter scheint nicht enden zu wollen, und die anfangs gute Stimmung kippt immer mehr in Misstrauen. Die Taucher sind von der Schiffsbesatzung in puncto Heliumgas, Lebensmittel und Medikamenten abhängig und fragen sich bald, ob der Besatzung noch zu trauen ist oder ob einer der Kameraden ein Mörder ist. Die Situation zehrt an den Nerven, Minuten werden zu Stunden und mit jedem Tag steigt die Spannung ins Alptraumhafte.
Immer wieder muss man beim Lesen innehalten, so lebhaft wird diese Ausnahmesituation erzählt, bis am Ende lose Fäden zusammenfinden. Bis zum Schluss bleibt die Spannung erhalten, ebenso wie die Frage nach dem Täter bzw. der Todesursache bis zum Ende offen bleibt.
Das für mich absolut neue Setting in diesem beklemmenden Thriller mit außergewöhnlicher Atmosphäre hat mich sehr angesprochen. Passend dazu finde ich die Covergestaltung mit der Hilfe suchenden Hand hinter einem Bullauge.
Eine klare Leseempfehlung!