harte Zeiten

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sigrid4 Avatar

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Dieses Buch hat mich wirklich sehr anschaulich in das 17 Jahrhundert im Westerwald versetzt. Erzählt wird die Geschichte der 13-jährigen Johanna, die ihre ganze Familie durch die Pest verloren hat. Sie lebt in einem kleinen Ort im Westerwald und ist nun auf sich allein gestellt. Die damaligen Verhältnisse waren sehr schlimm. Es wütete die Pest und auch in so ein abgelegenes Gebiet wie den Westerwald, drangen die Greueltaten des 30-jährigen Kriegs vor. Die Beschreibungen der damaligen Verhältnisse im Bezug auf den Alltag der Menschen wird hier sehr detaillreich dargestellt. Die Armut der Menschen, die festen Strukturen der Traditionen und Gebräuche, die Folgen der Krankheiten und des Krieges werden so gut geschildert, das man beim Lesen schon sehr in diese Zeit hineinversetzt wird. Man erlebt die Ereignisse um die Protagonisten hautnah mit. Die Schicksale der Menschen sind von ungeheurer Not und Elend geprägt. Ich fand die Situation um Johanna ungeheuerlich. Aber die Person Johanna ist eine sehr starke Charaktere und sie ist eigentlich immer voller Hoffnung und Willen, sich ihre Zukunft zu sichern. Sie möchte Leben und Arbeiten, sie will sich den Gegebenheiten nicht einfach unterordnen. Johanna lernt, durch die zeitweise Verwandlung zu einem Jungen, die Freiheit der männlichen Bevölkerung im Gegensatz zu den Regeln für Frauen. Das ermutigt sie zu ungewöhnlichen Aktionen und kommt dadurch natürlich auch oft in Schwierigkeiten. Die Zeit ist für eine Emazipation der Frau noch nicht reif, aber sie lernt durch ihre Standhaftigkeit und auch durch ihre Begabung ihren eigenen Weg zu gehen. Die Protagonisten waren alle sehr authentisch. Es gab von allen menschlichen Charaktereigenschaften Beispiele und man erlebt einen Querschnitt durch die damalige Bevölkerung mit ihren Einstellungen und Handlungsweisen. Man verteilt seine Sympathien und regt sich über die negativen Machenschaften der anderen Personen auf. Das Buch gibt einen wirklich guten Einblick in die damalige Zeit und die Lebensverhältnisse der einfachen Leute auf dem Land. Mir hat es Spaß gemacht von Orten zu lesen, die ich kenne und auch die beschriebenen Töpferkunst ist mir bekannt. Ich habe schon auf etlichen Töpfermärkten der Region eingekauft. Es ist bestimmt kein leichtes Leben gewesen, aber trotzdem kommt auch hier der positive Grundgedanke zum Vorschein. Man darf sich nicht unterkriegen lassen und für seine Rechte kämpfen. Es gibt immer Gleichgesinnte und Freunde, die Zusammenhalten und gegenseitig für sich da sind. Die schlechten Zeiten gehen vorüber und es kommt wieder eine glückliche und zufriedene Zeit. Daher war die Geschichte auch ein sehr hoffnungsvolles Buch. Die Protagonisten haben nicht aufgegeben und ihren Weg in dieser Zeit gefunden.
Es lässt sich auch gut und flüssig lesen, man taucht völlig in das Geschehen ein und verbringt eine interessante Lesezeit mit der Geschichte. Mich hat sie fasziniert und mir nochmal die Wichtigkeit der Emazipation der Frau vor Augen geführt. Die Zeiten waren anders, aber zum Glück hat sich einiges geändert.
Das Buch ist wirkliche eine gute Darstellung der damaligen Verhältnisse, erzählt durch die Lebensgeschichte der Johanna.