Starke Frauen in einer schweren Zeit

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savashanim Avatar

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Westerland im 17. Jahrhundert. Das Land und die Menschen sind von dreißig Jahren Krieg gezeichnet, marodierende Soldatengruppen überziehen mordend und brandschatzend die Städte und Dörfer und hinterlassen Hunger und Verzweiflung. In dieser Zeit verliert die dreizehnjährige Johanna ihre gesamte Familie an die Pest. Aus der Nachbarschaft vertrieben, einzig mit ihrem treuen Hund Ido an der Seite, wird sie von ihrer Nachbarin zu ihrer Sicherheit als Junge verkleidet und zu ihrem Onkel, dem Bruder ihres Vaters geschickt. Dieser lebt mit seiner Frau einige Tagesmärsche entfernt als Töpfer im sogenannten Kannenbäckerland. Trotz aller Gefahren genießt Johanna auch die ungewohnte Freiheit als Junge und stellt sich aus einer spontanen Idee heraus als Johann vor. Das kinderlose Paar nimmt den vermeintlichen Neffen an Kindesstatt an und Johanna erlebt den glücklichsten Sommer ihres Lebens. Der Onkel lehrt sie das Töpfern, sie darf zur Schule gehen und macht Erfahrungen, die ihr als Mädchen immer verwehrt geblieben wären.
Ich habe das Buch verschlungen, dieses Frauenschicksal in einer extrem harten Zeit war faszinierend und spannend erzählt. Ich hatte die ganze Zeit Angst um sie, falls ihr wahres Geschlecht ans Tageslicht kommt. Die zeitgeschichtliche Beschreibung der Lebensverhältnisse während des Dreißigjährigen Krieges und der massive Aufwand, der zum Herstellen von Töpferware betrieben werden musste ist hochinteressant zu lesen.
Stellenweise hatte ich allerdings das Gefühl, die Autorin hat die Menschen recht aufgeklärt und neuzeitlich gezeichnet, ob so ein Schicksal in dieser Zeit wirklich so denkbar gewesen wäre, wage ich zu bezweifeln. Ich hatte dennoch große Freude an der Lektüre und kann ihn allen Freundinnen und Freunden von historischen Romanen sehr ans Herz legen.