Talent und Kreativität sichern das Überleben

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mel.e Avatar

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Obwohl ich das Cover des Romans "Die Kannenbäckerin" als eher unspektakulär empfand, weckte der Klappentext meine Neugier und ich wurde mit einer sehr gelungenen Story belohnt. Gleich schon zu Beginn zeigt sich das Grauen des 30 Jährigen Krieges, indem Johanna alles verliert, was ihr wertvoll und wichtig ist. Der Verlust ihres Zuhauses und ihrer Familie geben aber dennoch Kraft, wobei es auch andere Menschen sind, die ihr zwar Übles wollen, aber dennoch auch Hilfe anbieten. Gemeinsma mit ihrem Hund, alles, was ihr geblieben ist, macht sich Johanna als Junge verkleidet auf den Weg zu ihrem Onkel in den Westerwald. Da sie nun eine Lüge lebt, ist es schwierig diese aufzudecken, da sie als Mädchen niemals den Beruf des Töpfers ausüben dürfte. Es zeigt sich, das sie ein großes Talent besitzt und sie nun ihre Kreativität beweisen kann. Der Weg, eine Kannebäckerin zu werden ist steinig, denn sich in einer Männerwelt zu behaupten ist schwer, sodass Johanna um ihr Leben bangen muss, denn Neid und Missgunst innerhalb des Töpferhandwerks, könnten das, was Johanna aufzubauen versucht komplett zerstören.
Mir hat die Vielschichtigkeit der Protagonisten sehr zugesagt, auch die Handlung lässt nicht einen Moment lang Langeweile aufkommen. Die Ereignisse überschlagen sich oftmals und auch diverse Tabuthemen werden von der Autorin gekonnt in Szene gesetzt. Als Frau innerhalb eines Krieges zu überleben ohne inneren und äußeren Schaden zu nehmen, ist scheinbar ein Geschenk. Auch wenn die Zeiten hart waren, ist Johanna stark und ihr Überlebenswille und ihr Mut bescheren den Zurückgebliebenen nicht immer einen vollen Tisch, aber genügend, um zu überleben. Sehr gut hat mir auch gefallen, das Johanna sich verliebt und ihr Glück findet, auch wenn dieser junge Mann zuvor eher arrogant und unsympathisch wirkt, steckt in ihm ein guter Kern, der sich nach und nach entfalten kann.

Fazit: "Die Kannenbäckerin" ist eine sehr interessante Lektüre, die eine Geschichte erzählt, die vielleicht nicht ganz neu ist, aber dennoch aufzeigt, wie schwer Frauen es in Männerberufen hatten. Durch eine starke Protagonistin zeigt sich, das auch eine Frau das Überleben sichern konnte, durch Kreativität und Fleiß, zudem genügend Mut, um nicht sofort klein beizugeben, wenn die Herausforderungen des täglichen Überlebens zum Aufgeben herausfordern. Der Onkel Johannas entdeckt ein ganz wunderbares Talent und fördert dieses, hinzu kommt, das er sowohl Johann, als auch später Johanna ein Zuhause gibt.

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da ich die Story als sehr gelungen betrachte und mich vieles innerhalb dieses Romans mitunter sehr erschrocken hat. Menschen, die wie Vieh behandelt werde, sich Besitz einfach angeeignet wurde und Frauen geschändet. Alles nichts, was man nicht schon gelesen hätte, aber immer wieder etwas, was mich innerlich ganz tief bewegt und erschüttert. Der Autorin ist es gelungen Historisches glaubhaft wiederzugeben und mich so am Lesen zu halten.