Eine bewegte und bewegende Lebensgeschichte!

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„Die karierten Mädchen“ von Alexa Henning von Lange ist als gebundenes Buch mit Schutzumschlag beim DuMont Verlag erschienen und bietet Lesestoff auf 368 Seiten.

Es handelt sich um den Auftakt zu einer Trilogie, deren Basis auf der Lebensgeschichte der Großmutter der Autorin sowie diversen Recherchen gründet.

Klara, die erblindete Großmutter der Autorin, hat sich mit 91 Jahren entschlossen, ihre Lebensgeschichte zu erzählen und hat diese für ihre Nachkommen auf über 130 Tonbandkassetten festgehalten.

Klara beginnt ihre berufliche Laufbahn als Hauswirtschaftslehrerin in einem Kinderheim, wo sie auf das jüdische Mädchen Tolla trifft, die zu diesem Zeitpunkt ein Jahr alt ist. Klara nimmt Tolla unter ihre Fittiche, aber das wird bald schon extrem gefährlich, denn aufgrund der finanziellen Engpässe muss das Heim mit den Nazis kooperieren. Klara erkennt erst sehr spät, auf was sie sich eingelassen hat, denn die Nazis wollen das Heim künftig dazu nutzen, junge Mädchen in ihrem ideologischen Sinn erziehen und ausbilden zu lassen…

Die Autorin hat die Erinnerungen ihrer Großmutter sorgfältig mit historischen Fakten zu einem glaubhaften, spannenden und bewegenden Roman gesponnen. Das bewegte Leben einer Zeitzeugin, die inmitten einer äußerst schwierigen Zeit ihren Weg gegangen ist.

Die Handlung ist in 31 Kapitel unterteilt und umfasst zwei Zeitebenen. Erzählt wird zum Einen aus Klaras Vergangenheit und zum Anderen aus ihrem Alltag, den sie blind mit 91 Jahren nach wie vor allein in ihrer Wohnung lebend meistert.

Die Charaktere sind liebevoll und detailliert gezeichnet, die jeweilige Umgebung farbenprächtig und bildhaft geschildert (u.a. wird auch geklärt, woher der Titel des Buches stammt) und die Atmosphäre authentisch vermittelt.
Die Mutter-Tochter-ähnliche Beziehung zwischen Klara und Tolla war offenbar sehr intensiv und liebevoll. Später bei ihren eigenen Kindern und Enkelkindern scheint diese „weiche“ Seite Klaras, vermutlich durch die Erfahrungen, die sie prägten, ein wenig verloren gegangen zu sein und es entsteht der Eindruck, dass den Blutsverwandten gegenüber mehr Strenge und ein weniger emotionales Verhältnis herrschte.

Der Zwiespalt, der in der damaligen Zeit nach und nach zwischen Klaras Denken und Handeln entstanden ist, die ganze Entwicklung vor dem historischen Hintergrund des Naziregimes wird hier wunderbar deutlich und ich konnte ihre Gemütslage sowie auch das Problem, sich selbst eine Schuld bzw. Unterlassungen einzugestehen, absolut nachvollziehen. Meiner Meinung nach ist das menschlich und Klara hat seinerzeit ganz klar ihren Beitrag geleistet.

Ein in meinen Augen sehr gelungener Auftakt der Trilogie, die eine spannende, bewegte und bewegende Lebensgeschichte schildert! Mit teils „schwerem“ Inhalt, jedoch leicht und flüssig zu lesen, authentisch und fesselnd, macht neugierig auf mehr und ich kann „Die karierten Mädchen“ guten Gewissens weiterempfehlen.