Familiengeschichte zur Zeit des Nationalsozialismus

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timphilipp Avatar

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Dieser Roman ist der erste Band einer Triologie und die Autorin hat sich durch Kassettenaufnahmen ihrer Großmutter zu ihm inspirieren lassen. So wie diese hält es auch die Protagonistin Klara, die mit über 90 Jahren ihr Leben für ihre Kinder und Enkel auf Kassetten spricht. Sie blickt zurück auf die Jahre 1929 bis 1939. Während der Weltwirtschaftskrise tritt sie eine Stelle als Hauswirtschaftslehrerin in einem Kurheim für Kinder mit angegliederter Hauswirtschaftsschule an. Die drohende Schließung des Heims aufgrund wirtschaftlicher Not verhindert Klara, indem sie die staatliche Übernahme des Heims herbeiführt, allerdings um den Preis, dass die Einrichtung fortan das nationalsozialistische Frauenbild vermitteln soll, was der selbständigen und emanzipierten Klara eigentlich zuwiderläuft. Ihr größtes Problem allerdings ist, dass sie ein kleines, jüdisches Mädchen als ihr eigenes Kind ausgibt und es vor der Verfolgung durch die nationalsozialistischen Schergen bewahren will.
Die Geschichte vermittelt ein anschauliches Bild der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse während des Nationalsozialismus. Was anhand der Protagonistin gut dargestellt wird, ist, wie sich die Leute mit dem System widerstandslos trotz vielen Vorbehalten arrangieren und Klara sogar mit den Machthabern paktiert, weil sie sich schützen und bei aller Not überleben wollen. Auf wichtige Ereignisse zu dieser Zeit wird informativ eingegangen, etwa die Reichspogromnacht oder die Schließung des Bauhauses. Zu einer Herabstufung in meiner Bewertung führt, dass die Person Klara im hohen Alter etwas unglaubwürdig dargestellt wird, insbesondere halte ich es für wenig realistisch, dass sie trotz kompletter Erblindung so gut allein in ihrem Haushalt zurechtkommt. Auch werden mir die Romanfiguren zu distanziert dargestellt, vor allem das Verhältnis von Klara zu ihrem Ziehkind und zu ihrem Verlobten.