Geschichte als Geschichte...

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mike nelson Avatar

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Alexa Hennig von Lange hat sich mit "Die karierten Mädchen" einen historischen Stoff vorgenommen und versucht, diesen literarisch umzusetzen. Das Ausgangsmaterial für das auf drei Bände angelegte Romanwerk sind die von ihrer eigenen Großmutter besprochenen Cassetten ihrer Lebensgeschichte - die ein Geheimnis enthüllen. Eigentlich eine gute Voraussetzung für eine sehr individuelle Perspektive auf die Zeit der 20-er bis hinein in die 60-er Jahre - wobei der erste Band bis in die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg hineinreicht. Als Leser wird man aber das Gefühl nicht los, dass die Geschichte, wie sie im Buch erzählt wird, ein Kompromiss ist: Um den Cassetten-Aufzeichnungen der eigenen Großmutter gerecht zu werden, fehlt das Literarische, die Eigenleistung der Autorin; die Autorin bietet in ihrem Roman zwar weit mehr, als ein in gut lesbare Sprache umgesetztes Transskript, es gelingt ihr zudem durchaus, die beständig näherrückende Bedrohung des Nationalsozialismus zu schildern, allerdings in einer eher nüchternen Weise, weil die ausführliche und vertiefte Schilderung der inneren ünd äußeren Konflikte zwischen Anpassung und Widerständigkeit an der Oberfläche verbleiben. So wünscht man den beiden kommenden Bänden ein wenig mehr Tiefgang - dafür müsste sich Alexa Hennig von Lange aber wohl etwas mehr von der Erzählvorlage ihrer Großmutter lösen - und das bedeutet sicher einen inneren Konflikt.