Geschichte auf Kassetten

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jana_hat_buecher Avatar

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In den 1920ern bewirbt sich die damals Anfang Zwanzigjährige Klara für eine Stelle als Lehrerin in einem Kinderheim. Die Welt scheint in Ordnung. Ihre Kolleginnen sind sehr nett, die Kinder lieben sie, ihr gefällt der ihre Arbeit und mit ihrer Familie, die sie ab und zu besucht, hat sie auch ein gutes Verhältnis. Eines Tages wird ein kleines jüdisches Mädchen als Waisenkind abgegeben und Klara nimmt sich ihrer an und zieht sie wie eine Tochter auf. Doch schon bald bekommen sie und ihre Kolleginnen die wirtschaftliche und politische Lage zu spüren. Es gibt weniger Geld für die Versorgung der Kinder und neue Vorgaben, denen sie folgen müssen. Als die Leitung des Heimes stirbt, übernimmt Klara diesen Posten und will nur das Beste für das Heim, die Kinder und ihre Belegschaft. Doch dazu muss sie sich den Weisungen der neuen Regierung beugen, die schon sehr unter dem Einfluss von Hitler und den Nazis steht. Wie soll sie nach außen den Schein waren, ihr Heim am Laufen halten und gleichzeitig die schrecklichen Gräueltaten der Nazis hinnehmen?

Ich habe schon lange kein Buch mehr von Alexa Hennig von Lange gelesen. "Die karierten Mädchen" habe ich innerhalb von drei Tagen verschlungen und es hat mich voll überzeugt. Die zwei Erzählebenen (Klara in den 20-30er Jahren und die über 90-jährige Klara, die ihre Geschichte mit einem Kassettenrekorder aufnimmt) finde ich stimmig und es hat der Geschichte das gewisse Etwas gegeben. Inspiriert ist der Roman von der Großmutter der Autorin, wenn auch keine Biografie, was man als Leser auf jeden Fall wissen sollte. Man merkt der Geschichte an, dass Klara versucht die Augen und Ohren vor der Wirklichkeit und den Machenschaften der Nazis zu verschließen, um sich und ihre Liebsten möglichst lange über Wasser zu halten, den Nazis keinen Grund zu geben sich auf sie einzuschießen und ein halbwegs ruhiges Leben zu führen. Eine Thematik, die wahrscheinlich die meisten Deutschen der damaligen Zeit hatten. Nur die wenigsten hatten den Mut ihr eigenes Leben zu opfern, um die Gesellschaft zu retten.