Guter Auftakt einer Trilogie

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gisel Avatar

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Mit über neunzig Jahren und erblindet, beginnt Klara, ihre Erinnerungen auf Kassette aufzunehmen. Sie lebt allein, den Mann an ihrer Seite hat sie vor zwanzig Jahren verloren, ihre drei Töchter sehen regelmäßig nach ihr. Doch es gibt einen Aspekt ihres Lebens, der sie zunehmend beschäftigt und den ihre Töchter nicht kennen. Siebzig Jahre zuvor hat Klara eine Stelle als Lehrerin in einem Kinderkurheim in Oranienbaum erhalten. Dort wird eines Tages ein jüdisches Mädchen abgegeben, Tolla. Klara ähnelt äußerlich deren Mutter, und so hat Tolla Klara als Bezugsperson auserkoren. Doch als Tolla nicht mehr wie vereinbart abgeholt wird, entschließt Klara sich, das Mädchen als ihre eigene Tochter auszugeben. Auf dem Hintergrund der nationalsozialistischen Propaganda schützt das im ersten Moment das Kind, doch wird das auch längerfristig der Fall sein?

Im Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit erzählt Klara ihre Geschichte, wobei der Schwerpunkt auf den Geschehnissen in ihren jungen Jahren liegt. Das Buch ist der erste Teil einer Trilogie. Man kann Klaras Verhalten sehr gut nachvollziehen, ihr Engagement den Kindern und ihren Schülerinnen gegenüber. Dass sie gezwungen wird, mit den Nationalsozialisten zu kooperieren, um das Kinderheim überhaupt weiter führen zu können, zeigt die Verwicklungen, in die sie gerät, selbst wenn sie deren politische Haltung nicht unterstützen möchte. Das Buch bettet die Geschehnisse sehr eindrücklich in die historischen Gegebenheiten ein und lässt so eine authentische Geschichte der damaligen Zeit entstehen. Vieles davon trägt wohl biografische Züge aus dem Leben der Großmutter der Autorin. Etwas abrupt habe ich das Ende dieses Buches empfunden, bleibt doch der Handlungsstrang um Tolla völlig in der Luft hängen.

Insgesamt hat mich diese Geschichte sehr schnell fesseln können und dabei das Bild einer Zeit entstehen lassen, die ich selbst nicht erlebt habe. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.