Nachdenklicher Auftakt

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cynthiam Avatar

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„Die karierten Mädchen“ ist der Auftaktband einer Trilogie von Autorin Alexa Hennig von Lange und basiert teilweise auf dem Leben und den Erinnerungen ihrer Großmutter. Die Tatsache, dass das Buch zum Teil auf realen Ereignissen beruht und sowohl teils in meiner Wahlheimat NRW als auch in Sachsen-Anhalt spielt, wo ich aufgewachsen bin, macht es unglaublich interessant für mich.

Zum Inhalt: Klara fängt in einem Kinderheim in Oranienbaum als Lehrerin an. Eines Tages wird dort die kleine Tolla abgegeben, die eigentlich nur betreut werden soll, die ihre Mutter eine Arbeit gefunden hat. Doch die nimmt sich das Leben und überlässt ihr Kind der staatlichen Obhut. Klara, die zu dieser Zeit wie eine Mutter für das Kind ist nimmt sich diesem an. Was da noch keiner ahnt: die Nazis kommen immer stärker an die Macht und bald wird das Kinderheim auf staatlicher Unterstützung angewiesen sein. Und schlimmer noch: Tolla, die inzwischen wie eine echte Tochter für Klara ist, ist Jüdin. 60 Jahre später hält Klara ihre Erinnerungen auf Kassetten fest und erzählt damit eine unglaubliche Geschichte von Mut, Liebe und Verlust.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, einmal der Gegenwart, in der die 90-Jährige Karla Resümee über ihr Leben zieht und die Vergangenheit der jungen Karla, die im Kinderheim in Oranienburg arbeitet in einer Zeitspanne von circa zehn Jahren. Ich habe das Ebook gelesen und fand der Wechsel zwischen den Zeitschienen war manchmal nicht ganz einfach zu erkennen, vor allem wenn er mitten im Kapitel geschah. Das hätte man vielleicht durch Jahreszahlen oder so kennzeichnen können. Vielleicht war diese fließende Übergang aber auch stilistisch gewollt. Mich hat es manchmal ein bisschen aus der Geschichte geworfen, wenn wir plötzlich wieder in der Gegenwart waren.

Klara ist ein meinen Augen eine ganz bemerkenswerte Protagonistin, umso mehr da sie ein reales Vorbild hat. Sie ist herzlich, intelligent und mutig. Sie tut was nötig um zu überleben und die Kinder in ihrer Obhut gut versorgt zu wissen, ohne aber ihre eigenen Ideale zu verraten. Die Beziehung zu Tolle ist ganz besonders, von Beginn an sehr innig und greift auch emotional auf den Leser über.

Die Umstände der Zeit werden anschaulich beschrieben, dienen aber größtenteils in diesem ersten Band als Kulisse für die Haupthandlung. Bisher ist keine Personen direkt von historischen Ereignissen betroffen, ich könnte mir aber vorstellen, dass sich das in Folgebänden ändern wird.

Die Geschichte ist unglaublich interessant und sehr fesselnd zu lesen. Am Ende des Buches konnte ich nicht glauben, dass der Leser so in der Schwebe gelassen wird, ich fiebere jetzt schon auf den zweiten Band hin um zu erfahren, wie es weiterging. Vieles wird natürlich durch die Umstände in denen Klara in der Gegenwart lebt bereits verraten. Trotzdem bin ich gespannt, wie sich ihre Geschichte entwickelt.

Ein sehr authentisches, warmherziges Buch, das man gelesen haben sollte.