Packend und authentisch erzähltes Schicksal aus der Zeit des Nationalsozialismus, nach einer wahren Lebensgeschichte.

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Buchinhalt:

In den 1930er Jahren übernimmt die junge Lehrerin Klara die Leitung eines Kurheims für Kinder. Als sich die Wirtschaftskrise zuspitzt und dem Heim die Schließung droht, sucht Klara trotz aller Warnungen Hilfe und Unterstützung bei den nationalsozialistischen Machthabern und erkennt erst spät, mit wem sie sich da eingelassen hat. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als das Spiel der neuer Herren mitzuspielen – denn Klara trägt die Verantwortung für ihre Schülerinnen und allen voran für Tolla, einem Waisenkind, das sie wie ihre eigene Tochter aufzieht. Was niemand wissen darf: Tollas leibliche Mutter war Jüdin...


Persönlicher Eindruck:

In Anlehnung an die Lebensgeschichte ihrer Großmutter erzählt Autorin Alexa Hennig von Lange die packende und dramatische Geschichte von Klara, einer jungen Lehrerin. Es ist eine mitreißende Erzählung aus einem dunklen Kapitel deutscher Geschichte: schon bald übernehmen die Nationalsozialisten das Kommando in Deutschland und das Heim wird in eine Lehranstalt nach NS-Ideologie umgewandelt.

Hauptfigur Klara kommt ursprünglich aus der Provinz. Vom Wesen her ist sie eher unbedarft und naiv, sie glaubt den Versprechen von Volkszusammengehörigkeit und Unterstützung, die die Nazis machen – will andererseits ihre Schülerinnen aber auch zu selbständigen Individuen mit eigenem Denken erziehen. Aufgrund ihrer anfänglichen Naivität lässt sie sich mit den Nationalsozialisten ein, alles in guten Denken und mit Hoffnung auf finanzielle Hilfe für das Heim, das sie nach dem Tod der alten Heimleiterin leitet.

Nachvollziehbar und authentisch empfand ich die Entwicklung, die Klara vom jungen, unbedarften Mädchen aus dem Harz hin zur toughen Leitern besagten Mädchenheimes durchläuft. Wer nicht untergehen will, heult mit den Wölfen – auch Klara und ihrer Freundin Susanne bleibt am Ende auch nichts anderes übrig. Im Denken jedoch wird die Abscheu gegen die NS-Regierung immer größer.

Kern der Handlung, Dreh- und Angelpunkt ist die kleine Tolla, Klaras Ziehkind. Klara liebt das Waisenmädchen über alles und das Versteckspiel ob der jüdischen Herkunft des Mädchens lässt die Spannung des Romans bis zum Zerreißen steigern. Die Gefahr, dass alles raus kommt und Klaras Familie und das Heim in den Abgrund stürzt, ist groß – man mag das Buch kaum aus der Hand legen, hat man einmal mit dem Lesen begonnen.

Eine weitere Säule in Klaras Leben ist Gustav, ein Lehramtsstudent, in den sie sich verliebt und der im Denken das politische System ebenso ablehnt, wie sie selbst. Die Liebesgeschichte der beiden steckt noch in den Kinderschuhen, doch Gustav hält in allen Belangen zu Klara, obwohl deren Geheimnis auch ihm gefährlich werden könnte.

Als erster Band einer Trilogie endet die Handlung relativ offen. Das Schicksal der kleinen Tolla, aber auch das Von Klara und Gustav liegt noch im Nebel und macht gekonnt neugierig auf die Fortsetzung.

Alles in allem erzählt die Autorin sehr einfühlsam und bildhaft, es ist ein Stück Geschichte aus den Augen der 90jährigen Klara, die eigentliche Geschichte ist eine Erzählung in Rückblenden. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht so lange dauert, bis Band 2 auf den Markt kommt - „Die karierten Mädchen“ ist eine absolute Leseempfehlung, packend und fesselnd bis zur letzten Seite!