Sehr unklares Bild der Protagonistin

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nikomiko Avatar

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In "Die karierten Mädchen" erzählt Alexa Hennig von Lange die Geschichte von Klara, eine über neunzig Jahre alte und blinde Frau. Klaras Geschichte ist von der Alexa Hennig von Lange Omas Leben inspiriert, die ihre Erinnerungen auf Kassetten aufgenommen hat.
1929 Mitten in der Weltwirtschaftskrise wird die junge 21-jährige Klara Möbius als Hauswirtschaftslehrerin in der Kinderheilstätte Oranienbaum angestellt. Hier befreundet sich schnell mit Susanne, die ihr lange zur Seite bleibt. Als Tolla bei ihnen abgegeben wird, versteckt Klara die kleine Tolla und kümmert sich um sie, auch wenn sie nicht alles über Tolla weiß. Später erfährt Klara, dass Tolla die Tochter einer Jüdin ist, die sich das Leben genommen hat, so hat Tolla niemanden mehr außer Klara. Als die alte Leiterin stirbt, wird Klara die Leitung des Heimes übernehmen und, aus finanziellen Gründen, fragt nach Hilfe bei den Nationalsozialisten. Susanne warnt sie, dass das später gefährlich wird, aber Klara erkennt das leider zu spät, erst als die Nazis aus der Heilstätte ein ländliches Frauenbildungsheim machen, wo die jungen Mädchen die nationalsozialistischen Werte lernen müssen.
Der Schreibstil habe ich sehr gut gefunden. Ich habe das Hörbuch gehört und die Stimmer der Sprecherin Tessa Mittelstaedt habe ich toll gefunden.
Die Charaktere habe ich ziemlich gut beschrieben gefunden, bis auf Klara. Klara ist zwar klug, sie hilft ihrem Bruder bei der Hausaufgaben, auch wenn sie nicht mehr mit ihrer Familie wohnt, aber alles anderes zeigen eine sehr naive Klara. Manchmal habe ich mir gedacht, ob sie wirklich nur naiv war oder wollte sie einfach die Fakte ignorieren.
Dass Klara die Tolla in ein Heim für jüdische Kinder gebracht hat, hat die Autorin so erklärt, dass es das Unschuld Aufgeben bedeutet hat. Gleichzeitig steht im Buch, dass Klaras Gedanke war, durch Tolla ins Heim bringen eine Chance für Tolla zu erschaffen, nach England gebracht zu werden. Die Idee wird aber nicht verfolgt und die alte Klara weiß nichts mehr von Tolla. Für mich dieser Teil des Buches ist schmerzhaft. In den 9 Jahre die Klara Tolla bei sich gehabt hat, hat Klara mit Sicherheit mütterliche Instinkte gewonnen. Sie hat auf gefühlt ihre Tochter verzichtet, aber auch die Jahren nach dem Krieg nicht auf sie gesucht. Für mich macht das wenig Sinn.
Im Buch wird öfter erwähnt, dass Klara noch nie gefallen ist. Dabei konnte ich nur denken, was alles Klara machen musste, so, dass sie nie gefallen ist - ich vermute das geht nicht nur um blind gehen, sondern ihr ganzes Leben, inkl als sie Leiterin des Heimes war.
Wegen solcher Gedanken konnte ich leider Klara gar nichts ans Herz schließen, für mich war sie nur ein junges kluges Mädchen, das am Anfang naiv war, dann alle gute Prinzipien aufgegeben hat und am Ende war sie nur ein Rad im System.
"Die karierten Mädchen" ist das erste Buch einer Trilogie und ich bin gespannt, ob die Autorin irgendwie Klaras Bild etwa klarer zeichnen wird.