Starke Frau oder Mitläuferin?

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anne112 Avatar

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Die neunzigjährige und nun erblindete Klara beginnt ihr Vergangenheit auf Kassetten aufzuzeichnen. So nimmt sie uns Leser mit in die Anfänge der 1930er Jahre, wo die verantwortungsbewusste Klara schon in einem jungen Alter ein Kinderheim leitet. Nachdem das Waisenkind Tolla in das Heim gekommen ist und sich nur von Klara beruhigen ließ, kümmerte sie sich um sie wie eine eigene Mutter. Da Tolla jedoch ein jüdisches Kind ist, wird dies mit dem Aufkeimen des nationalsozialistischen Regime immer schwieriger.
Die Protagonisten gefallen mir gut und auch die Handlungen wirken durchaus realistisch. Allerdings bin ich im Hinblick auf die Darstellung von Klara etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite ist sie eine unglaublich starke und seriöse Frau, die aber auf der anderen Seite mit den Nationalsozialisten zusammen arbeitet bzw. arbeiten muss. Aber wer würde sich trauen, sich dem Regime entgegenzustellen und sein eigenes Leben in Gefahr zu bringen? Sicher ging es damals vielen Menschen ganz ähnlich.
Fazit: Ein schönes Lesevergnügen, das zum Nachdenken anregt. Ich bin gespannt auf die nächsten zwei Teile.