Verschenktes Potential

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keke Avatar

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1929 tritt Klara eine Stelle als Lehrerin in einem Kinderheim in Oranienbaum an.
Dort angekommen freundet sie sich schnell mit der etwa gleichaltrigen Susanne Stettin an, die ebenfalls dort arbeitet.
Kurze Zeit nach Klaras Dienstantritt wird im Heim ein etwa einjähriges Mädchen jüdischer Herkunft abgegeben. Zwischen Klara und der kleinen Tolla, die nur kurze Zeit bleiben soll, entwickelt sich eine enge Beziehung.
Als bekannt wird, dass Tollas leibliche Mutter nicht mehr lebt, beschließt Klara, die inzwischen mit Hilfe von Susanne nach dem Tod der Heimleiterin die Geschicke des Kinderheimes leitet, sich auch weiter um Tolla zu kümmern.
Ein gefährliches Unterfangen in einer Zeit, in der die nationalsozialistischen Kräfte immer mehr Macht erlangen und Klara darauf angewiesen ist, mit den Nationalsozialisten zu paktieren, um das Heim zu erhalten.
Mit Hilfe Ihres Verlobten Gustav und Susanne wagt Klara es gleichwohl sich weiter um Tolla zu kümmern und gibt diese als ihre Tochter aus. Dieses Spiel währt so lange, bis der fortschreitende Nationalsozialismus es Klara unmöglich macht sich weiter um das zwischenzeitlich 9 jährige Mädchen zu kümmern und sie muss eine Entscheidung treffen, die ihr weiteres Leben bestimmen wird..
All diese Geschehnisse kommen in der zu Beginn des Romans über 90 jährigen, erblindeten Klara wieder hoch und sie beginnt, ihre Lebensgeschichte auf Kassetten zu sprechen .
Der gut gestaltete Einband, der zwar schlicht gehalten ist, aber perfekt in die Zeit passt in der große Teile des Romans spielen, hat mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht.
Die Geschichte ließ sich flüssig lesen und hat mich im Großen und Ganzen gut unterhalten. Leider konnte ich zu den Figuren aufgrund der doch sehr sachlichen Schreibweise der Autorin keine wirkliche Beziehung aufbauen. Die ganze Beziehung zwischen Klara und Tolla zum Beispiel, wirkte auf mich merkwürdig unterkühlt.
Auch wirkte Klara auf mich, was den erstarkenden Nationalsozialismus angeht zumindest zunächst sehr unbedarft und es ist der Autorin nicht gelungen, mir den Wandel Klaras hin zu der Erkenntnis, das man mit Nationalsozialisten nicht paktiert, wirklich überzeugend zu vermitteln.
Das mag vielleicht daran liegen, dass die Geschehnisse teils so komprimiert dargestellt wurden, dass ich mich des Öfteren gefragt habe, ob ich Romanteile einfach überlesen habe.

Letztlich hat mich das Buch zwar gut unterhalten, ein großer literarischer Wurf ist es aber nicht und schon gar kein Buch, das ich nach einiger Zeit nochmals lesen würde.
Schade, denn die Geschichte an sich hätte das Zeug zu mehr gehabt.