Diesmal viel Persönliches, weniger nervenzerreißende Spannung

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heinoko Avatar

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Zugegebenermaßen, meine Erwartungen waren hoch. Bislang habe ich alle Thriller aus der Reihe mit Kerner und Oswald gelesen und war jedes Mal restlos begeistert. Insofern musste sich der vorliegende vierte Band an seinen Vorgängern messen lassen. Leider fand ich ihn ein wenig schwächer als die ersten drei Bände.

Die Geschichte beginnt mit dem Frauenpaar Eva und Laura. Eva entscheidet sich, abends im Dunkeln noch eine Laufrunde zu drehen und wird wenig später brutal ermordet aufgefunden. Der Ermittler Kerner ist betroffen, denn er hatte noch kurze Zeit zuvor mit Eva bezüglich eines anderen Falls gesprochen. Nur wenige Tage vergehen, und eine weitere Joggerin wird tot aufgefunden. Ein Serientäter?

Wie immer gelingt es Andreas Winkelmann, von Anfang an so zu erzählen, dass man sofort mitten in die Geschichte gerät. Detailreich und lebendig schreibt Andreas Winkelmann, sodass der Leser schnell sehr plastische Bilder in der Vorstellung entwickelt. Verschiedene Perspektiven, auch Rückblicke in die Vergangenheit, sind wohldosiert eingesetzt, ohne den Lesefluss zu unterbrechen oder Verwirrung zu schaffen. Verstörend die Kapitel, in denen der Täter Einblicke in sein Denken und Fühlen gibt und seiner Hybris, sich gottgleich zu fühlen, Herr über Leben und Tod zu sein, Ausdruck verleiht. Was die Ermittler Jens Kerner und Rolf Hagenah betrifft, ebenso die Polizistin und Rollstuhlfahrerin Rebecca Oswald, so erfährt man in diesem Buch sehr viel mehr Persönliches als in den Vorgänger-Bänden. Psychologisch feinfühlig und sehr differenziert in seinen sichtbaren und unsichtbaren Seiten wird Jens Kerner geschildert, auch die klug analysierende Sicht von Rebecca trägt ihren Teil dazu bei, dass uns in diesem Band Jens Kerner persönlich sehr nahe rückt. Der Plot ist raffiniert und überraschend, wie erwartet. Einzig fehlt mir an diesem Thriller die erwartete nervenzerreißende Spannung. Zwar ist man beim Lesen durchwegs neugierig auf den Fortgang der Geschichte, aber es gab meiner Meinung nach zu wenig Szenen der absoluten hochgradigen Spannung. Dennoch bleibt für mich Andreas Winkelmann einer der besten Thriller-Autoren, die ich kenne.