Leider nur ein durchschnittlicher Thriller

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norabuchfluenza Avatar

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Der Klappentext hat mich total angesprochen, da ich selbst gerne meine Aktivitäten aufzeichne und mich schon oft gefragt habe, ob die Daten für kriminelle Zwecke missbraucht werden könnten. Andreas Winkelmann hat das Thema aufgegriffen - aber ein bisschen anders, als ich es erwartet hätte.

Mein erster Eindruck des 4. Teils der Serie um das Ermittlerteam Kerner & Oswald: Dieses Mal passiert ganz schön viel auf einmal. Die Polizei tappt im Dunkeln und es gibt ständig neue Opfer und nur wenige Ermittlungsfortschritte. Verschiedene Handlungsstränge und Erzählperspektiven halten mal wieder die Spannung hoch.
Was mich beim Lesen allerdings stört ist die übertriebene Rivalisierung zwischen Männern und Frauen. Einerseits finde ich es gut, dass thematisiert wird, dass viele Frauen sich alleine im Dunkeln wahrscheinlich weniger sicher fühlen als Männer. Aber das bedeutet nicht, dass alle Männer gefährlich und sexistisch sind und auch nicht, dass Frauen, die schlechte Erfahrungen gemacht haben, plötzlich alle Männer hassen. Die Ansichten der Figuren im Buch waren mir da leider zu extrem und das Thema stand zu sehr im Mittelpunkt, um es einfach zu ignorieren. Und auch die sexualisierte Darstellung des lesbischen Pärchens ist mir etwas übel aufgestoßen.
Schade fand ich auch, dass die Hauptopfer des Thrillers wieder allesamt weiblich waren. "Frauen sterben einfach schöner", antwortete mir Andreas Winkelmann auf meine Frage, warum immer Frauen die Opfer in seinen Büchern sind. Leider ist durch Männer vs. Frauen auch die Fitnesstracker-Sache völlig in den Hintergrund geraten.

Was mir in diesem Teil besser gefallen hat, ist die private Geschichte zwischen Kerner & Oswald. Die war nämlich nicht ganz so kitschig wie zuletzt in "Der Fahrer". Der Schreibstil war wieder gewohnt unkompliziert und flüssig, aber leider sind die Figuren immer sehr klischeebehaftet. Das Lesen ist dann zwar einfach, aber auch vorhersehbar.

Die Auflösung der Mordfälle war überraschend - aber aus den falschen Gründen überraschend: Einfach weil vorher nie richtige Spuren offengelegt wurden, die auf den Täter hätten schließen lassen. So konnte ich während des Lesens nicht wirklich mitfiebern und Theorien aufstellen. Leider nur ein durchschnittlicher Thriller, aber ich bin gespannt auf weitere Werke des Autors.