Alltag in Notzeiten

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meldsebjon Avatar

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Als es im Westen Deutschlands allmählich wieder aufwärts ging, fiel West-Berlin und seine Bewohner noch einmal zurück in Unsicherheit und Not. Sehr anschaulich erzählt Juliana Weinberg anhand von Nora, ihrer Familie und ihrem sonstigen Umfeld, welche verschiedenen Schicksale zu dieser zeit erlebt wurden. Besonders gut gemacht ist, dass Nora eine Tätigkeit als Übersetzerin am bei den US-Alliierten am Flughafen Tempelhof erhält und dort teilnehmen kann bei den Entscheidungen der Amerikaner unter Einbeziehung von Ernst Reuter. Das Für- und Wider einer Luftbrücke und die Bedeutung für die Berliner Bevölkerung wird aus Sicht der verschiedenen Beteiligten gezeigt. Der geschichtliche Hintergrund ist aber nur ein Teil der Qualität dieses Buches, an erster Stelle stehen die verschiedenen Protagonisten und ihre Probleme, was weit über die rein materielle Not hinaus geht. Arbeitslosigkeit wegen Materialmangels oder wegen mitleidigen Handelns, beengter Wohnraum, Kinder, die wirkliche Not leiden und vieles andere ist realistisch und gut beschrieben. Ein ganz besonderes Lob möchte ich dem gelungenen Cover aussprechen. Ansprechens ist es ohnehin, aber wie passend es zu der erzählten Geschichte gestaltet ist, habe ich erst während der Lektüre festgestellt. Stichwort: Rosinenbomber!